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Sonntag, 1. August 2021

Ein Phänomen Namens E1



Gegenüber einer Schlafstadt vor den Toren Jerusalems liegt ein Hügel, E1 genannt.

Mit seinen auf dem 3500 Wohneinheiten, Hotel und einem kleinen Gewerbegebiet das Palästinensern aus dem angrenzenden Nachbarort A-Zaiim in israelischen Betrieben Arbeit bieten sollte ist es ein Phänomen. Obwohl ich auf dem Weg nach Jerusalem an diesem Hügel vorbeifahre hat es einige Zeit gedauert bis mir die weltpolitische Wichtigkeit dieses Hügels am Rande der judäischen Wüste bewusst wurde. Gebe ich "E1, Israel" in eine Suchmaschine ein, bekomme ich 462,000 Treffer. Wie schafft es ein Stadtteil einer jüdischen Schlafstadt im Westjordanland so viel Aufmerksamkeit zu erregen? Wobei er noch gar nicht gebaut wurde.

 

Die derzeitigen Nutzer von E1 ein Beduine mit seinen Ziegen

 

Der Hügel liegt gegenüber von Maale Adummim und sollte eine Stadterweiterung sein. 

 

E1 von Maale Adummim aus gesehen

 

 Geschichtlicher Kontext:

Durch den israelischen Sieg im 6-tage Krieg wurde die Teilung Jerusalems aufgehoben. Nach 19 Jahren war die Klagemauer, der Tempelberg und die Ruinen des von den Jordaniern zerstörten jüdischen Viertels für uns Juden wieder frei zugänglich.
Zu der Zeit entstand die Idee die Stadt mit einem Ring von jüdischen Ortschaften zu umgeben damit sie nie wieder geteilt werden könnte. Nach dem fast verlorenen Yom-Kippur Krieg von 1973 kam die Erkenntnis hinzu das Jerusalem nach Osten hin ungeschützt war. Das war der Grund für die Gründung der Siedlung Maale zwei Jahre später, wie mir eine der Gründermütter in einem Interview erzählte. Erwähnenswert das sich unter den Gründern Sozialdemokraten, Konservative und Nationalreligiöse fanden.

Der Ring aus neuen Stadtteilen existiert mittlerweile. Maale mit seinen 41.000 Einwohnern und seiner Lage direkt an der Hauptstraße von Jerusalem runter zur Jordansenke ist wohl das wichtigste Glied, aber auch Ramot (47.000 Einw.), Gilo (31.000 Einw.), Pisgat Seev (50.000 Einw.)... sind längst fertiggebaut. 

Das mit dem Ring hat allerdings nicht so recht funktioniert denn auch Schuafat (35.000 Einw.), Sur Baher (15.000 Einw.), Abu Dis (15.000 Einw.), Al-Azarya (Bethanien)(18.000 Einw.)... sind gewachsen. Statt Ring also eher Flickenteppich.

 

Blick in Richtung Maale und Azaria   

 

 Wegen dieser Flickenteppich-Realität wird von israelischer Seite argumentiert das Maale zu einer Enklave werden könnte. 1994 veranlasste der damalige Premierminister Rabin die Planung von E1.

Mit einer Enklave ganz in der Nähe hat man im Unabhängigkeitskrieg (1948) schlechte Erfahrungen gemacht.

„…when a convoy, escorted by Haganah militia, bringing medical and military supplies and personnel to Hadassah Hospital on Mount Scopus, Jerusalem, was ambushed by Arab forces.

Seventy-eight Jewish doctors, nurses, students, patients, faculty members and Haganah fighters, and one British soldier were killed in the attack. Dozens of unidentified bodies, burned beyond recognition, were buried in a mass grave in the Sanhedria Cemetery.”

Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Hadassah_medical_convoy_massacre

Und so kommen wir zu den 12 QKm die E1 ausmachen. Es ist das unbebaute Gebiet zwischen Maale und Jerusalem. Begrenzt wird es im Süden und Westen von den benachbarten palästinensischen Ortschaften und nach Norden hin von einem Wadi und einer Straße.

Just an diesem Hügel prallen die Interessen von Israel und PA aufeinander.

Wir Israelis wollen die Verbindung von Tel Aviv über Jerusalem zur Grenze entlang der Jordansenke sichern. In dem Zusammenhang ist auch der große Krach um die Räumung von Khan-al-Ahmar zu sehen. Ein Beduinencamp direkt an der Straße, einen Steinwurf von E1 entfernt. Es soll abgerissen werden, denn die israelische Seite vermutet daß die PA die Beduinen dazu anstiftet sich entlang der Straße niederzulassen um so eine Art Kontrolle ausüben zu können. Die Schuppen der Beduinen erhalten natürlich keine Baugenehmigung von der israelischen Zivilverwaltung und so wird ab und zu abgerissen. Die obdachlos Gemachten kommen aber bei den Verwandten unter bis sie ihre Schuppen neu errichtet haben.

Die israelische Zivilverwaltung möchte sie in neu geschaffenen Ortschaften konzentrieren. Argument ist die bessere Versorgung (Wasser, Elektrizität, Schulen), die Sicherheit spielt wohl auch eine Rolle. Es ist leichter wenige große Ortschaften zu kontrollieren als die vielen kleinen Camps. Dasselbe Vorgehen findet man auch den Beduinen im Negev gegenüber. Siehe z.B. die Stadt Rahat.

Mehr dazu in meinem Blog hier: https://zonecinfo.blogspot.com/2018/09/

Weiterführende Quelle: http://honestreporting.com/despite-the-hype-e1-doesnt-cut-west-bank-in-two/

Blick von Maale in Richtung Jerusalem. E1 ist auf der rechten Seite


Die Palästinenser wollen die Verbindung von Samaria im Norden und Judäa im Süden sichern. Weil Jerusalem durch einen 20 Km langen Korridor nach Westen hin mit dem Rest des Landes verbunden ist, entsteht hier eine Einschnürung im WJL. Die PA (Palästinensische Autonomiebehörde) befürchtet daß aus der Einschnürung durch E1 eine Abschnürung würde denn das Gebiet liegt zentral im WJL auf einer möglichen Entwicklungsachse Ramallah – Betlehem.

2007 hat Israel mit dem Bau einer Straße exklusiv für Palästinenser begonnen die beide Städte verbinden sollte. Man kann einen Teil der Trasse in einem Tal bei Maale sehen. Israelischen Angaben zufolge blieb das Projekt stecken weil die PA sich weigerte die Straße an ihr bereits bestehendes Netz anzubinden. Es hätte das Argument der Abschnürung geschwächt.

Der PA gelang es die Amerikaner von der Gefährlichkeit des E1 Projektes zu überzeugen und von ihnen ein Veto zu erlangen. Dies obwohl es östlich von Maale noch einen 20 Km breiten Streifen bis zur jordanischen Grenze gibt – das Argument der Palästinenser steht also auf wackligen Füßen. Auf dem Hügel wurde bisher nur das Polizeihauptquartier für das WJL = Westjordanland gebaut.

Freitag, 28. September 2018

Vor der eigenen Haustüre - Khan al-Ahmar



In der letzten Zeit tauchen hier und da Bilder einer Ansammlung von Schuppen irgendwo im Westjordanland immer wieder in der Weltpresse auf. 173 Beduinen (53 Familien) des Jahalin Stammes sollen ihre Behausungen in Khan al-Ahmar in der Judäischen Wüste bis zum 1.10.18 räumen.
Ein Beduinencamp mitten in der Wüste wie man es gewohnt ist...


 Man ist verführt den Text gar nicht erst zu lesen. Wieder arme, wehrlose, indigene Ureinwohner die nun von bösen, traumatisierten Kolonialisten, die selber noch vor drei oder vier Generationen wehrlos waren, vertrieben werden sollen. Kolonialisten denen das ihnen schon zugestandene Territorium nicht genug war und sich bei einer sich bietenden Gelegenheit auch noch den benachbarten Teil, der für die Ureinwohner gedacht war, unter den Nagel gerissen haben, eben weil sie so traumatisiert und böse sind. Letztere werden nun systematisch drangsaliert um sie zu vertreiben – zugunsten der territorialen Expansion der Ersteren.
Stoff der geeignet ist das Weltbild gutmenschiger Israelkritiker zu festigen.
Zu Beginn des Monats September hat die EU eine Resolution gegen die Räumung verabschiedet und bei der letzten Sicherheitsratssitzung der UN am 17.9.18 sprachen sich auch die UN Botschafter von Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Holland, Italien, Polen und Schweden dagegen aus.
Wie soll ich sagen? Ich sehe das anders.


...wenn man sich allerdings etwas nach Süden wendet sieht man eine voll ausgebaute 4-spurige Schnellstrasse...
 
Dieser Beitrag soll nicht ein griffiges Gegennarrativ aufstellen das keine Gegenrede mehr zulässt (das wäre Propaganda), sondern mit Bildern und Informationen zu einer ernstzunehmenden Diskussion führen. Nicht Mäuler stopfen, sondern Gehirne füttern.

Gibt man bei Bing „Jahalin“ ein bekommt man etwa 25.000 Treffer.
Es kommt daher daß dieser derzeit 15.000 Seelen zählende Beduinenstamm nicht alleine in der Welt dasteht. bimkom.org, peacenow.org, btselem.org, unwra.org, Dikania, Amnesty, Rabbis for human rights, Roman Catholic Society of St. Yves, The Palestinian human rights group Land and Water Establishment (LAWE) und nicht zuletzt Jahalin.org, sie alle stehen ihnen zur Seite wie man bei den Suchergebnissen sehen kann.

Im Unabhängigkeitskrieg wurde der Stamm aus dem Negev nach Norden vertrieben und lebte auf beiden Seiten der Jordansenke.
Ich hatte Gelegenheit mich mit einer der Gründermütter von Maale Adumim zu unterhalten. Sie hat mit erzählt daß ebenjene Jahalin Beduinen seinerzeit (1975) nur im Winter ihre Herden in diese Gegend hochtrieben. Einfach weil es hier kaum Wasser gab. Das änderte sich Anfang der 80ger mit dem Bau der Wasserleitung nach Maale und Kfar Adumim.
Der Name Khan al-Ahmar ist eigentlich die Bezeichnung für Überreste eines byzantinischen Einsiedlerklosters der mit seiner riesigen Zisterne später als Khan, als Herberge für Karawanen diente. Heute liegt er mitten im Mishor Adumim Industriegebiet, zweieinhalb Km entfernt von den Schuppen die mit diesem uralten und bedeutenden Namen bedacht wurden. Wie alt ist der heutige Khan al-Ahmar? In der folgenden Quelle kann man eine Reihe von Luftbildern sehen. Ihr zufolge tauchten die ersten Bauten um 1980 auf.
https://www.camera.org/article/the-la-times-the-bedouin-of-khan-al-ahmar-and-their-land/
Den jüdischen Anwohnern der nahegelegenen Siedlung Kfar Adumim zufolge, vergeht kein Monat ohne Steinwürfe. Aber das scheint mir nicht das wesentliche.

... warum seine Zelte mit Kindern, Schafen und Ziegen so nahe an der Strasse aufschlagen?
Längst sind die traditionellen Zelte kleinen Gruppen von Holz- und Blechhütten gewichen, was auch darauf hindeutet das ihre Bewohner mittlerweile sesshaft geworden sind. Man würde erwarten daß sie weiträumig auf den Hügeln und Abhängen der judäischen Wüste verteilt wären, da Beduinen meist Schaf und Ziegenherden und auch Kamele halten. Die etwa 30 Camps der Jahalin liegen aber fast ausnahmslos direkt an einer Schnellstraße. Ende 2014 hat die rechte NGO „Regavim“ einen Bericht vorgelegt demzufolge aus 209 Bauten im Jahre 2003 in 11 Jahren 774 Bauten geworden sind.
Eine Fahrt in Richtung Jordantal und zurück...
...der Blick nach Süden...


...Und der Blick nach Norden.
Die Schnellstraße ist nicht irgendeine Schnellstraße. Jerusalem liegt in 800 Höhenmetern auf einem Bergrücken. Nach Osten hin fällt das Terrain bis zum Toten Meer auf minus 400 Höhenmeter ab. Entlang der Jordansenke verläuft die Grenze nach Jordanien. Diese Straße, die Nr.1, ist die für Israel strategisch wichtige West – Ost Verbindung in der Mitte des Landes, die von Tel Aviv kommend über Jerusalem runter zur Jordansenke bis zur Grenze führt.


Und noch eins...

...und noch eins...
Der Palästinenserführung ist die Verbindung von Samaria im Norden und Judäa im Süden wichtig. Hier, östlich von Jerusalem, wo auch der zum Politdrama avancierte Hügel E1 liegt, treffen sich die beiden Entwicklungsachsen.

...und noch eins...
„Regavim“ zufolge, versucht die PA (Palestinian Authority) ein Band von Beduinencamps entlang der Straße zu schaffen. Da beduinische Männer mehrere Frauen heiraten können und 30% von ihnen dies auch tun, sind sie Weltmeister was die Wachstumsrate angeht – sie liegt bei ihnen bei 5,5%. Das bedeutet eine Verdoppelung jeweils innerhalb von 14 Jahren. Wie man an meinen Bildern sehen kann ist der Khan wirklich nicht das einzige Beduinencamp entlang der Strasse.

...und noch einer...
...und noch eins. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Da der Khan al-Ahmar in der Zone C liegt, hat laut Osloer Abkommen Israel die Planungshoheit. Demzufolge kann die israelische Zivilverwaltung (COGAT) den Abriss anordnen.
Es geht auch anders. Zwei Beispiele für Camps die mitten in der Landschaft liegen
Würde es sich um eine entschädigungslose Vertreibung handeln so wäre die mediale und politische Aufregung im Ausland vielleicht noch nachvollziehbar. Als 1997 27 Familien von einem Hügel direkt am Stadteingang von Maale Adumim umgesiedelt wurden, haben sie vor dem Obersten Israelischen Gerichtshof dagegen geklagt. Dieser entschied daß sie zwar kein Anrecht auf das Land hatten, wohl aber mit einer dauerhaften Lösung entschädigt werden müssen. Wie man im folgenden Link sehen kann, existieren bereits jeweils 1000 Qm große Grundstücke mit Wasser und Stromanschluss am Ortsrand des nahegelegenen, palästinensischen Abu Dis. Jede Frau die sich zur Umsiedlung bereit erklärt erhält ein solches Grundstück. Der Beduine der mehr als eine Frau hat profitiert also. Dazu gibt es eine finanzielle Unterstützung von umgerechnet etwa 10.000 Euro laut „Btselem“ und 117.000 Euro dem Gatestone Institut zufolge. In einer 10 Jahre andauernden Schlacht vor dem Obersten Israelischen Gerichtshof um alternative Standorte für den Khan hat dieser nun festgelegt daß die Einwände, wie z.B. die Nähe zur Jerusalemer Müllkippe, unbegründet sind.

Im folgenden Link ein Bild das die bezugsbereiten Parzellen in Abu Dis zeigt.
https://1pyiuo2cyzn53c8ors1kwg5l-wpengine.netdna-ssl.com/wp-content/uploads/2018/06/cf87f024-c07b-4ad5-b54d-0e54ed1d8314.jpg

An dieser Schlacht um die Dominanz der Entwicklungsachsen beteiligen sich seit einigen Jahren auch unerwartete Mitspieler. Die EU und einige ihrer Mitgliedsstaaten.
181 Behausungen und 232 Schuppen wurden von der EU finanziert. Diese Bauten bestehen aus Paneelen die einen Aufbau innerhalb von Stunden erlauben. Da es sich um ungenehmigte Bauten handelt kommt ein EU Aufkleber drauf der ihnen diplomatische Immunität verleihen und so den Abriss verhindern soll.
Wer genau hinschaut kann auf den Bauten die dunkelblauen Aufkleber der EU erkennen.
2014 wurden 11 Mill. Euro allein für die Beduinen in Zone C aufgewendet.

Quelle: (.pdf Datei in Englisch hier herunterladen: https://www.regavim.org/eu-involvement-in-illegal-building-in-area-c-position-paper/) Auf Seite 11 findet sich eine gute weil klar aufgemachte Landkarte.
Ein solches Vorgehen halte ich aus zwei Gründen für falsch. Zum einen wird die Verhandlungsbereitschaft der Palästinenser herabgesetzt wenn tatkräftig bei der Schaffung vorhandener Tatsachen geholfen wird. Zum anderen ist es moralisch fraglich ob man einerseits 11 Mill. Euro in beduinische Outposts investieren kann, und gleichzeitig lauthals gegen jüdische Outposts protestieren kann.

Der einen Seite helfen vorhandene Tatsachen zu schaffen ist kein probates Mittel um beide Seiten zu einer Verhandlungslösung zu bewegen.

Dienstag, 4. August 2015

Meine Siedlung


Was ist das für eine Siedlung die unweit von Jerusalem jenseits der Grünen Linie liegt, einen eigenen Siedlungsblock darstellt und mit ihren über 40.000 Einwohnern in sämtlichen EU Jahresberichten erwähnt wird?
Sie liegt im Westjordanland in der Zone C, die dem Osloer Abkommen entsprechend unter Israelischer Verwaltung steht. An dem einen Ende ist sie 7 Km und an dem anderen Ende 11 Km von der Grünen Linie entfernt.

Eines der Mosaiken beim Barmherzigen Samariter
Das Siedlungsgebiet, einschließlich Industriegebiet umfasst großzügige 50 QKm (48.000 Dunam). In dieser Fläche sind ebenso Truppenübungsplätze wie die Überreste zweier byzantinischer Einsiedlerklöster und eine Zollstation aus ottomanischer Zeit enthalten. Letztere ist als Barmherziger Samariter besser bekannt. Heute findet man dort ein Museum mit Mosaiken aus römischer und byzantinischer Zeit und kann auch eine Wohnhöhle besichtigen die seit der frühen Eisenzeit genutzt wurde.

Die Überreste des Martyriusklosters in Maale Adumim

Das Klima ist im Winter nicht so kalt wie in Jerusalem weil man durch den Bergrücken auf dem Jerusalem liegt von den Niederschlagsreichen Westwinden vom Mittelmeer geschützt ist. Dafür liegt aber die jährliche Niederschlagsmenge zwischen 160 und 400 mm. Tagsüber ist es heiß und angenehm trocken und nachts kann es kühl werden.

Die Überreste des Hortymiusklosters in Mishor Adumim


Der Name kommt aus dem Alten Testament, dem Buch des Josua, Kap.15, Verse 6 – 18 (15:7,18:17). Dort wird diese Gegend als Grenze zwischen den Territorien der jüdischen Stämme Benjamin und Judah erwähnt. Der Name bedeutet Rotsteig und bezieht sich auf die Felsen die den alten Handelsweg von der Jordansenke rauf nach Jerusalem säumten, denn im Sandstein fand sich eine rote Maserung.
Nein, keine Kathedrale sondern die riesige Zisterne des Hortymiusklosters


Entstehungsgeschichte

Bis 1965          König Hussein von Jordanien lässt eine Verbindungsstraße von Amman nach Jerusalem bauen. Seine Familie bekam von den Briten das Hausrecht auf dem Tempelberg und außerdem lässt er auf dem Bergkamm, etwas weiter nördlich eine Supermoderne Villa für die Sommermonate erbauen. Sie bleibt unvollendet – der Rohbau kann heute in der Nähe des jüdischen Stadtteils Pisgat Zeev besichtigt werden. Die arabischen Dörfer um Ostjerusalem haben weder Strom noch fließend Wasser. Nur einmal im Jahr, am jüdischen Busstag dürfen einige Juden an der Klagemauer beten. Alle anderen können von einem Aussichtspunkt im jüdischen Stadtteil Talpiot aus auf den Tempelberg schauen.
1967    Israel hofft daß der jordanische König sich nicht am Krieg beteiligen wird. Er tut es aber doch. Innerhalb von zwei Stunden stehen jordanische Truppen in Jerusalem. Trotzdem kommt das Westjordanland in israelische Hand und damit auch Nord- Ost und Südjerusalem. Nach 19 Jahren ist die Stadt nun endlich wieder geeint ist soll sie nie mehr geteilt werden. Der Zugang zur Klagemauer der vorher hinter ärmlichen Schuppen verborgen war wird freigeräumt und das zerstörte jüdische Viertel in der Altstadt modern wiederaufgebaut.
1973    Yom Kippur Krieg; Israel ist trotz Vorwarnungen unvorbereitet und verliert diesen Krieg fast. Vielen Israelis wird klar daß man trotz des erfolgreichen 6-tage Krieges nicht unbesiegbar ist.
1974    Es gibt verschiedene Initiativen das Westjordanland zu besiedeln um die Sicherheitslage zu verbessern. Allen voran eine "Die Grüne Linie auslöschen" Aktion der nationalreligiösen Gush Emmunim Bewegung. In Jerusalem bildet sich ein Garin = Kern, eine Initiative die im Gebiet östlich von Jerusalem, an der Strasse runter zur strategisch wichtigen Jordansenke eine Siedlung gründen möchte um Jerusalem nach Osten hin zu schützen. Der Garin besteht aus einem breiten Spektrum von Aktivisten: Gush Emmunim, Angehörige der Likud Jugendorganisation und auch einige von der linken Mapai die aus einer Initiative zur Stadtteilerneuerung kommen. Dort wo die Aktivisten vom Militär aufgehalten werden beschließen sie auf dem naheliegenden Hügel die Siedlung zu gründen.
Die regierende Mapai Linksregierung beschließt dort ein Industriegebiet zu errichten und willigt ein daß Behausungen für die dort Arbeitenden errichtet werden. Das Gebiet ist zu der Zeit völlig unbesiedelt da es kein Wasser gibt.
1975    Der Garin errichtet im Frühjahr das erste Haus, es ist eine sogenannte Ashkubit, ein Gebäude aus Betonfertigteilen. Die Wasserleitung kommt vom Jerusalem (vom French Hill). Nach langen Diskussionen in der Regierung wird die Behausung durch das Militär geräumt.
Zum Unabhängigkeitstag wird das geräumte Haus in eine Synagoge umfunktioniert die rund um die Uhr bemannt ist. Hier finden Gebete und Familienfeiern statt und ihre Wochenenden verbringen die Familien hier.
Im Herbst kommen 23 Familien und 6 Unverheiratete in die auf einem 250 m ü.d.M. liegenden Hügel gelegene Siedlung um es zu ihrem ständigen Wohnort zu machen. Einer der Junggesellen, Uri Ariel, wird 38 Jahre später Wohnungsbauminister werden.
Während die Jahalin Beduinen vorher nur im Sommer von Jericho heraufkamen um ihre Schaf- und Ziegenherden hier zu weiden beginnen sie sich nun in der Gegend niederzulassen denn nun gibt es hier Wasser aus der Leitung. Das Verhältnis zu ihnen ist gut. Die 50 Kamele eines Scheichs sind eine Attraktion für die Kinder der Siedler.
1977    Die Wende kommt mit der erstmaligen Wahl einer Likudregierung unter Premierminister Begin. Die Regierung beschließt östlich von Jerusalem, an der strategisch wichtigen Straße runter zur Jordansenke eine Siedlung zu errichten, auch um Jerusalem nach Osten zu sichern.
1979    Die Siedlung neben dem Industriegebiet ist mittlerweile auf 50 Familien herangewachsen und auch eine Yeshiva, ein theologisches Seminar, finden sich auf dem Hügel. Als erste Siedlung in der Zone C erhält Maale Adumim den Status einer Gemeinde.
Im selben Jahr findet auch die Grundsteinlegung für die auf dem Reißbrett von einem Herrn Leitersdorf geplante, etwas weiter westlich, in Richtung Jerusalem liegende Siedlung, die, wie die Finger einer Hand, auf den Hügeln oberhalb der Straße nach Jericho liegen soll. Weil 200 Höhenmeter höher ist diese Lage, neben den Ausläufern Ostjerusalems, klimatisch günstiger.
Das 2014 mit Spenden aus den USA erbaute Konsevatorium, dahinter der Veranstaltungssaal mit 570 Plätzen der demnächst fertiggestellt wird. Im Hintergrund die 2005 eröffnete Bücherei mit 85.000 Titeln.
Links das im Jahr 2000 fertiggestellte Rathaus
1982    Die ersten Bewohner beziehen die fertiggestellten Wohnungen in der Siedlung. Erste Läden Kindergärten und Schulen werden eröffnet. Der Garin spaltet sich auf, da einige der Aktivisten nicht in einer Stadt, sondern in einer kleineren Siedlung leben möchten.
 1995    Die Siedlung hat nun über 20.000 Einwohner. Im Industriegebiet sind 90 Betriebe ansässig.

2010    Die Siedlung erreicht die 37.000 Einwohner Marke mit 8500 WE auf 6 Siedlungsteile verteilt.

 Seit 2011 wurden keine Grundstücke mehr in Maale verpachtet. Das kostet die Siedlungsverwaltung 10 Mill. IS im Jahr, wobei die Steuern nur 40% der Aufwendungen decken. Heute werden pro Jahr keine 100 WE in der Siedlung gebaut, dabei besteht ein Bedarf an Wohnungen für hier aufgewachsene die eine eigene Familie gründen.
Die Skyline von Maale Adumim. Links die Bücherei, dahinter der "alte" Siedlungskern, rechts davon das im Jahr 1999 eröffnete Einkaufszentrum, rechts daneben das Rathaus. Im Vordergrund das Gymnasium meiner Tochter mit Solarkollektoren auf dem Dach.

 

Demografische Eckdaten

In den Medien bekommen wir immer dasselbe Bild von etwas seltsam gekleideten, mit der Bibel fuchtelnden, Siedlern serviert. Mal hört man den Begriff Nationalreligiös, mal Ultraorthodox. Meist sind es amerikanische oder russische Juden die hier "natürlich" nichts zu suchen haben.
658.000 Israelis leben jenseits der Grünen Linie. Kann es wirklich sein daß die alle "aus einem Guss" sind?
Maale hat einen Anteil von 18% Nationalreligiösen und lediglich 1% Orthodoxe. Die meisten, nämlich 50% sind Traditionell Konservative. 31% sind Säkular.
Was sind Traditionell Konservative? Es sind Juden die den Samstag und die übrigen jüdischen Feiertage einhalten, an diesen Tagen in die Synagoge gehen, ohne dabei sämtliche 613 Gebote einzuhalten. Äußerlich sind sie von den Säkularen nicht zu unterscheiden denn diese beiden Bezeichnungen beschreiben eigentlich die Bandbreite der Juden die nicht zu den beiden vorgenannten Gruppierungen gehören.
Nur 2% der Bewohner sind in Nordamerika geboren und nur 11% in Osteuropa. Aus Südamerika kommt ein halbes Prozent, Westeuropa 1%, Asien 1%, Afrika 2%. Und die restlichen 82%? Die sind erstaunlicherweise alle in Israel geboren worden.
Wie wählen die "Maalatis"? In den letzten 5 Parlamentswahlen hat die Wahlbeteiligung zwischen 65 und 81% gelegen wobei der Durchschnitt um die 71% liegt.
Und welche Parteien werden gewählt? Die israelische Parteienlandschaft ist sehr dynamisch, Parteien kommen und gehen, schliessen sich zusammen und trennen sich wieder, daher ist es sinnvoller nach Richtungen aufzuteilen.
Hätten die ausländischen Medien mit ihren Schauergeschichten recht so müßten die Nationalreligiösen um die 105 % liegen. Bei den letzten Wahlen lagen sie bei knapp über 25%, davor schwankten sie zwischen 7 und 21%. Am besten fährt der konservative Likud, der normalerweise bei 30 - 40% liegt. In den beiden vorletzten Wahlen, als die Liebermanpartei separat ohne den Likud lief lag sie beidemale über 15%. Auch die Zentrumsparteien können sich nicht beklagen. Obwohl sie ständig wechseln kommen sie immer auf Ergebnisse die über 10% liegen. Shas, die Partei der religiösen Sefaradim liegt immer zwischen 7 und 10%. Die sozialdemokratische Arbeiterpartei schafft die 5% Hürde kaum oder garnicht.

Bildung

In Israel stehen Kindern und Jugendlichen drei Bildungswege offen. Zum einen der Orthodoxe, der nach einer Art Grundausbildung zur Yeschiva, dem theologischen Seminar führt. Der Lehrplan ist sehr traditionell mit Schwerpunkt auf Erlernen der Bräuche. Englisch und Naturwissenschaften werden garnicht oder kaum gelehrt. Es gibt auch die säkulare Alternative mit den bekannten Lehrinhalten. Die dritte Alternative liegt dazwischen. Es ist die Nationalreligiös geprägte die die bekannten Lehrinhalte mit den religiösen verbindet. Die beiden letzteren Bildungswege führen zum Abitur.
50% des Siedlungsbudgets gehen in die Erziehung. Es gibt hier ein komplettes Bildungsangebot bis hin zum Abitur. Die Siedlung hat 7 säkulare Grundschulen mit 2650 Schülern, 5 Nationalreligiöse mit 1565 Schülern. 5 säkulare weiterführende Schulen mit 2500 Schülern und 4 nationalreligiöse weiterführende Schulen für 1350 Schüler. Insgesamt 78 Kindergärten mit 2000 Plätzen und 21 Schulen.

Die Schul- und Sportstättenachse der Siedlung
Maale Adumim liegt mit 89.2% an siebter Stelle was den Anteil der Jugendlichen angeht die den Wehrdienst antreten. Von den höher platzierten Städten liegt keine einzige jenseits der Grünen Linie.
Quelle: http://news.walla.co.il/item/2692876
9% der Erwachsenen haben bis zu 12 Schuljahre, 70% haben 12 Schuljahre und Abitur, 18% haben einen Abschluss der mit einem Vordiplom vergleichbar ist und 3% haben ein Diplom oder einen höheren Abschluss.
Wo arbeiten die "Maalatis"? 81% arbeiten in Jerusalem, 13% in Maale Adummim, und 6% woanders.

Mishor Adummim

So heißt das 15 QKm große Industriegebiet mit dessen Projektierung eigentlich alles anfing. Es ist eines der ersten bei dem die Verantwortung vom Industrieministerium der Siedlungsverwaltung übertragen wurde, das war 1998. Von den 15 QKm sind 11 QKm im Besitz von Gewerbebetrieben, 2,5 QKm stehen zur Vermarktung bereit und 2 QKm als Reserve für zukünftige Vermarktung. Damit hat dieses Industriegebiet die größten Gebietsreserven im Großraum Jerusalem.

Gesamtansicht auf Mishor Adumim
Rund 300 Gewerbebetriebe sind bereits hier ansässig, darunter Handel, Autowerkstätten, Nahrungsmittelbranche, Textilverarbeitung, Baustoffhandel, Aluminium- und Metallverarbeitung und Druckereien. Flächen können auch angemietet werden.
Der gesamte Industriepark gilt als Vorzugsförderungsgebiet, was bedeutet daß es günstige Anleihen und Steuererleichterungen für Investoren gibt. Die Gemeindesteuer liegt um fast 50% unter der für Gewerbebetriebe in der Heiligen Stadt nebenan.
2000 Palästinenser finden hier eine Beschäftigung. Die Siedlungsverwaltung beschäftigt desweiteren 70 Jahalin Beduinen in den Sektoren Gartenbau und Strassenreinigung.
Die Firma "Soda Stream" zog aus politischen Gründen in den Negev um, der auch als staatlich subventionierter Standort gilt. 500 Palästinenser, 450 arabische und 350 jüdische Israelis mußten sich daher einen neuen Arbeitsplatz suchen.


Dienstag, 19. November 2013

Maale Adummim in der YouTube


Gestern habe ich mich mal umgeschaut was es so an realistischem Material in der YouTube zu Maale Adummim gibt und bin weit fündiger geworden als ich dachte.

Wie weit ist es eigendlich von Jerusalem nach Maale Adummim/E1?

Eine Fahrt von Nord Jerusalem nach Maale: 

Links Maalot Dafna, dort befindet sich daß UNRWA Hauptquartier

0:35 Rechts daß im 6-tage krieg heiß umkämpfte Ammunition Hill

1:00 Rechts daß Polizeihauptquartier

1:09 Links geht es hoch zur Hebräischen Universität, Rechts runter in den Arabischen Stadtteil Wadi Joz
 
1:15 ab hier ist der Skopus Berg zu sehen
 
1:48 der Turm in der Mitte gehört zum von Kaiser Wilhelm II gestifteten Augusta-Viktoria Krankenhaus
 
2:20 Links der Palästinensische Ort A-Zaim
 
2:27 Rechts der Palästinensische Ort Issawieh
 
2:40 vor uns Maale Adummim, rechts davon das Palästinensische Azaria
 
2:44 Links der Kontrollpunkt wo eine Gesichtskontrolle durchgeführt wird
 
2:54 - 3:25 die Hügelgruppe auf der linken Seite ist E1
 
3:48 ein Palästinensisches Taxi saust vorbei
 
3:55 die mit den Palästinensern gemeinsam genutzte Staße vom Toten Meer, Jericho, Jerusalem nach Maale Adummim, Azaria, Abu Dis, Ost Jerusalem. Links liegt Maale Adummim, rechts vor uns Azaria
 
4:15 die Einfahrt nach Maale Adummim

Wie sieht die Stadt aus und wer wohnt da eigendlich?



Wie feiern Siedler?

In dem Fall das 30Jährige Bestehen von Maale: (bei nichtgefallen einige Sekunden warten, dann die Werbung durch klicken auf das schwarze Feld unten rechts überspringen)


Siedlerkinder bei Paramilitärischen Übungen?: 

 

http://www.youtube.com/watch?v=ZisbNfDQ_Iw

Nein, ein inoffizielles, regionales Parcourtreffen.