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Freitag, 22. Juli 2022

 

Empfehlenswerte Quellen, Version 2.0

Die Israelische Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus daß man in ihr alles finden was man sucht, vom sattsam bekannten, mit der Bibel fuchtelnden Ultraorthodoxen Siedler bis zum Ultralinken jüdischen Israelkritiker. Das wiederum erlaubt es den Journalisten auszuwählen, zu editieren um dann nicht etwa eine komplexe, schwer durchschaubare Realität, sondern ein griffiges Schwarz-Weiss Bild darzustellen. Daß sieht spannend aus, gibt aber nicht die Israelische Realität wieder. 
 
Das Grab der Patriarchen mit Hebron drumherum an einem ruhigen Tag.

Um tendenziösen Journalismus etwas entgegenzusetzen muß man ihn erkennen können. Im folgenden einige Links die dabei helfen sollen:

Eine gute Übersicht ist "Israel kurzgefasst", verfasst von Gisela Dachs und herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung.

Auch "Israel - Traum und Wirklichkeit des jüdischen Staates" von Michael Brenner bei C.H.Beck erschienen, netto 235 Seiten, halte ich für empfehlenswert.

Alle desweiteren angegebenen Links führen auf englischsprachige Internetseiten.

Was denken eigentlich die Palästinenser selbst über den Konflikt? Seit über 20 Jahren befasst sich
Dr. Khalil Shikaki mit dieser interessanten Frage. Er hat es sogar 2003 gewagt die Vertriebenen zu fragen ob sie vom Rückkehrrecht überhaupt Gebrauch machen wollen was ihm ziemlichen Ärger von der PA eingebracht hat. Meiner Ansicht nach eine der wenigen wirklich um Objektivität bemühten Quellen auf palästinensischer Seite.
 https://www.pcpsr.org/

Und was denken wir Israelis? An englischsprachigen Quellen zu dem Thema mangelt es nicht.

Was die Israelischen Medien angeht gilt die in Deutschland gern zitierte Haaretz (= das Land) hier als Linksaussen. Ihr Anteil liegt bei gerade mal 5%

"Yedioth Acharonot" (= Letzte Nachrichten) mit 38% Anteil und "Jerusalem Post" und die "Times of Israel" liegen mehr im Mainstream. Hier die Links:


 
 https://www.timesofisrael.com/


Vielgelesen ist auch die gut gemachte "Israel Hayom" (= Israel Heute) auch mit 38% Anteil.


Allerdings muß man wissen daß die Druckausgabe umsonst verteilt wird und von einem Netanyahuunterstützer gegründet wurde. 
 
Die israelische Zivilbehörde die für den Kontakt mit palästinensischen Zivilisten zuständig ist hat eine eigene Internetseite. Eine interessante Quelle wenn man die Unterstellungen der NGO's nicht ungeprüft übernehmen möchte.
 
https://www.gov.il/en/departments/news?OfficeId=f79320cc-188a-43ed-84f2-6b60fe464ad4&skip=0&limit=10

Sie können sich vorstellen daß die Palästinenser auch im Unrecht sein können? Dann können Sie bei "Regavim" reinschauen, eine israelische NGO die den Palästinensern und den Beduinen im Negev auf die Finger schaut.

https://www.regavim.org/

Pro-Israelische Juristen zum Human Rights Watch Report: 

https://www.ilfngo.org/_files/ugd/3445b6_5be4f0805cf04c8ca8f95967b16ef4a0.pdf


Pro-Israelische Juristen zum Amnesty Report: 

 https://www.ilfngo.org/_files/ugd/3445b6_d83af1064ef84d3794bb102c12dd3eea.pdf

Interessant sind die Dokumente der Briten aus der Mandatszeit weil hier eine dritte Seite mit einem bekannten Wertsystem die Lage betrachtet und beurteilt. Hier finden sich Hinweise auf Fragen wie z.B. inwieweit haben die einwandernden Juden das Land aufgebaut und haben die Auseinandersetzungen erst mit der Besetzung des Westjordanlandes oder mit dem Unabhängigkeitskrieg angefangen.
Interessant übrigens daß es bis vor einigen Jahren möglich war diese Berichte auf der UN eigenen Internetseite der UNSIPAL einzusehen - mittlerweile aber nicht mehr.

Das Mandat

https://www.jewishvirtuallibrary.org/text-of-the-british-mandate-for-palestine

REPORT for 1921

https://archive.org/details/report-admin-palestine-1920/page/n15/mode/2up

REPORT for 1922


REPORT for 1923

https://yplus.ps/wp-content/uploads/2021/01/Palestine-%E2%80%93-Report-by-His-Britannic-Majestys-Government-on-the-Palestine-Administration-1923.pdf

REPORT for 1936




Freitag, 28. September 2018

Vor der eigenen Haustüre - Khan al-Ahmar



In der letzten Zeit tauchen hier und da Bilder einer Ansammlung von Schuppen irgendwo im Westjordanland immer wieder in der Weltpresse auf. 173 Beduinen (53 Familien) des Jahalin Stammes sollen ihre Behausungen in Khan al-Ahmar in der Judäischen Wüste bis zum 1.10.18 räumen.
Ein Beduinencamp mitten in der Wüste wie man es gewohnt ist...


 Man ist verführt den Text gar nicht erst zu lesen. Wieder arme, wehrlose, indigene Ureinwohner die nun von bösen, traumatisierten Kolonialisten, die selber noch vor drei oder vier Generationen wehrlos waren, vertrieben werden sollen. Kolonialisten denen das ihnen schon zugestandene Territorium nicht genug war und sich bei einer sich bietenden Gelegenheit auch noch den benachbarten Teil, der für die Ureinwohner gedacht war, unter den Nagel gerissen haben, eben weil sie so traumatisiert und böse sind. Letztere werden nun systematisch drangsaliert um sie zu vertreiben – zugunsten der territorialen Expansion der Ersteren.
Stoff der geeignet ist das Weltbild gutmenschiger Israelkritiker zu festigen.
Zu Beginn des Monats September hat die EU eine Resolution gegen die Räumung verabschiedet und bei der letzten Sicherheitsratssitzung der UN am 17.9.18 sprachen sich auch die UN Botschafter von Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Holland, Italien, Polen und Schweden dagegen aus.
Wie soll ich sagen? Ich sehe das anders.


...wenn man sich allerdings etwas nach Süden wendet sieht man eine voll ausgebaute 4-spurige Schnellstrasse...
 
Dieser Beitrag soll nicht ein griffiges Gegennarrativ aufstellen das keine Gegenrede mehr zulässt (das wäre Propaganda), sondern mit Bildern und Informationen zu einer ernstzunehmenden Diskussion führen. Nicht Mäuler stopfen, sondern Gehirne füttern.

Gibt man bei Bing „Jahalin“ ein bekommt man etwa 25.000 Treffer.
Es kommt daher daß dieser derzeit 15.000 Seelen zählende Beduinenstamm nicht alleine in der Welt dasteht. bimkom.org, peacenow.org, btselem.org, unwra.org, Dikania, Amnesty, Rabbis for human rights, Roman Catholic Society of St. Yves, The Palestinian human rights group Land and Water Establishment (LAWE) und nicht zuletzt Jahalin.org, sie alle stehen ihnen zur Seite wie man bei den Suchergebnissen sehen kann.

Im Unabhängigkeitskrieg wurde der Stamm aus dem Negev nach Norden vertrieben und lebte auf beiden Seiten der Jordansenke.
Ich hatte Gelegenheit mich mit einer der Gründermütter von Maale Adumim zu unterhalten. Sie hat mit erzählt daß ebenjene Jahalin Beduinen seinerzeit (1975) nur im Winter ihre Herden in diese Gegend hochtrieben. Einfach weil es hier kaum Wasser gab. Das änderte sich Anfang der 80ger mit dem Bau der Wasserleitung nach Maale und Kfar Adumim.
Der Name Khan al-Ahmar ist eigentlich die Bezeichnung für Überreste eines byzantinischen Einsiedlerklosters der mit seiner riesigen Zisterne später als Khan, als Herberge für Karawanen diente. Heute liegt er mitten im Mishor Adumim Industriegebiet, zweieinhalb Km entfernt von den Schuppen die mit diesem uralten und bedeutenden Namen bedacht wurden. Wie alt ist der heutige Khan al-Ahmar? In der folgenden Quelle kann man eine Reihe von Luftbildern sehen. Ihr zufolge tauchten die ersten Bauten um 1980 auf.
https://www.camera.org/article/the-la-times-the-bedouin-of-khan-al-ahmar-and-their-land/
Den jüdischen Anwohnern der nahegelegenen Siedlung Kfar Adumim zufolge, vergeht kein Monat ohne Steinwürfe. Aber das scheint mir nicht das wesentliche.

... warum seine Zelte mit Kindern, Schafen und Ziegen so nahe an der Strasse aufschlagen?
Längst sind die traditionellen Zelte kleinen Gruppen von Holz- und Blechhütten gewichen, was auch darauf hindeutet das ihre Bewohner mittlerweile sesshaft geworden sind. Man würde erwarten daß sie weiträumig auf den Hügeln und Abhängen der judäischen Wüste verteilt wären, da Beduinen meist Schaf und Ziegenherden und auch Kamele halten. Die etwa 30 Camps der Jahalin liegen aber fast ausnahmslos direkt an einer Schnellstraße. Ende 2014 hat die rechte NGO „Regavim“ einen Bericht vorgelegt demzufolge aus 209 Bauten im Jahre 2003 in 11 Jahren 774 Bauten geworden sind.
Eine Fahrt in Richtung Jordantal und zurück...
...der Blick nach Süden...


...Und der Blick nach Norden.
Die Schnellstraße ist nicht irgendeine Schnellstraße. Jerusalem liegt in 800 Höhenmetern auf einem Bergrücken. Nach Osten hin fällt das Terrain bis zum Toten Meer auf minus 400 Höhenmeter ab. Entlang der Jordansenke verläuft die Grenze nach Jordanien. Diese Straße, die Nr.1, ist die für Israel strategisch wichtige West – Ost Verbindung in der Mitte des Landes, die von Tel Aviv kommend über Jerusalem runter zur Jordansenke bis zur Grenze führt.


Und noch eins...

...und noch eins...
Der Palästinenserführung ist die Verbindung von Samaria im Norden und Judäa im Süden wichtig. Hier, östlich von Jerusalem, wo auch der zum Politdrama avancierte Hügel E1 liegt, treffen sich die beiden Entwicklungsachsen.

...und noch eins...
„Regavim“ zufolge, versucht die PA (Palestinian Authority) ein Band von Beduinencamps entlang der Straße zu schaffen. Da beduinische Männer mehrere Frauen heiraten können und 30% von ihnen dies auch tun, sind sie Weltmeister was die Wachstumsrate angeht – sie liegt bei ihnen bei 5,5%. Das bedeutet eine Verdoppelung jeweils innerhalb von 14 Jahren. Wie man an meinen Bildern sehen kann ist der Khan wirklich nicht das einzige Beduinencamp entlang der Strasse.

...und noch einer...
...und noch eins. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Da der Khan al-Ahmar in der Zone C liegt, hat laut Osloer Abkommen Israel die Planungshoheit. Demzufolge kann die israelische Zivilverwaltung (COGAT) den Abriss anordnen.
Es geht auch anders. Zwei Beispiele für Camps die mitten in der Landschaft liegen
Würde es sich um eine entschädigungslose Vertreibung handeln so wäre die mediale und politische Aufregung im Ausland vielleicht noch nachvollziehbar. Als 1997 27 Familien von einem Hügel direkt am Stadteingang von Maale Adumim umgesiedelt wurden, haben sie vor dem Obersten Israelischen Gerichtshof dagegen geklagt. Dieser entschied daß sie zwar kein Anrecht auf das Land hatten, wohl aber mit einer dauerhaften Lösung entschädigt werden müssen. Wie man im folgenden Link sehen kann, existieren bereits jeweils 1000 Qm große Grundstücke mit Wasser und Stromanschluss am Ortsrand des nahegelegenen, palästinensischen Abu Dis. Jede Frau die sich zur Umsiedlung bereit erklärt erhält ein solches Grundstück. Der Beduine der mehr als eine Frau hat profitiert also. Dazu gibt es eine finanzielle Unterstützung von umgerechnet etwa 10.000 Euro laut „Btselem“ und 117.000 Euro dem Gatestone Institut zufolge. In einer 10 Jahre andauernden Schlacht vor dem Obersten Israelischen Gerichtshof um alternative Standorte für den Khan hat dieser nun festgelegt daß die Einwände, wie z.B. die Nähe zur Jerusalemer Müllkippe, unbegründet sind.

Im folgenden Link ein Bild das die bezugsbereiten Parzellen in Abu Dis zeigt.
https://1pyiuo2cyzn53c8ors1kwg5l-wpengine.netdna-ssl.com/wp-content/uploads/2018/06/cf87f024-c07b-4ad5-b54d-0e54ed1d8314.jpg

An dieser Schlacht um die Dominanz der Entwicklungsachsen beteiligen sich seit einigen Jahren auch unerwartete Mitspieler. Die EU und einige ihrer Mitgliedsstaaten.
181 Behausungen und 232 Schuppen wurden von der EU finanziert. Diese Bauten bestehen aus Paneelen die einen Aufbau innerhalb von Stunden erlauben. Da es sich um ungenehmigte Bauten handelt kommt ein EU Aufkleber drauf der ihnen diplomatische Immunität verleihen und so den Abriss verhindern soll.
Wer genau hinschaut kann auf den Bauten die dunkelblauen Aufkleber der EU erkennen.
2014 wurden 11 Mill. Euro allein für die Beduinen in Zone C aufgewendet.

Quelle: (.pdf Datei in Englisch hier herunterladen: https://www.regavim.org/eu-involvement-in-illegal-building-in-area-c-position-paper/) Auf Seite 11 findet sich eine gute weil klar aufgemachte Landkarte.
Ein solches Vorgehen halte ich aus zwei Gründen für falsch. Zum einen wird die Verhandlungsbereitschaft der Palästinenser herabgesetzt wenn tatkräftig bei der Schaffung vorhandener Tatsachen geholfen wird. Zum anderen ist es moralisch fraglich ob man einerseits 11 Mill. Euro in beduinische Outposts investieren kann, und gleichzeitig lauthals gegen jüdische Outposts protestieren kann.

Der einen Seite helfen vorhandene Tatsachen zu schaffen ist kein probates Mittel um beide Seiten zu einer Verhandlungslösung zu bewegen.

Dienstag, 10. April 2018


 

Narrative

Um Vorgänge einordnen zu können ist es hilfreich die Narrative der beteiligten Parteien zu kennen. Es gibt keine Positionspapiere in denen die einzelnen Narrative festgelegt sind. Sie werden aber über längere Zeit hinweg klarer. Und so ist das was ich hier wiedergebe die Zusammenfassung aus vielen einzelnen Eindrücken über etwa zweieinhalb Jahrzehnte hinweg – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Das faszinierende daran ist wie man dieselben Vorgänge völlig anders darstellen kann. Die Grenzen zwischen dem palästinensischen und dem westlich linken Narrativ sind fließend, so wie auch die Grenzen zwischen dem der Siedler und dem allgemeinen Israelischen. Ausgehend von den Gegensätzen in den Narrativen kann man beginnen nachzuforschen wo denn die Wahrheit unter all den Behauptungen verschüttet liegt.

Das palästinensische Narrativ

Eines Tages kamen die bösen Zionisten aus dem Nichts um sich die fruchtbaren Felder der palästinensischen Ureinwohner unter den Nagel zu reißen. Das ist nicht verwunderlich, denn Juden sind von Natur aus habgierig und böse. Die Idee kam von einem reichen Juden aus Wien und ist eigentlich eine Neuauflage des Kolonialismus. Und so kamen Leute, die sich für ein Volk ohne Land hielten, in ein Land von dem sie behaupteten es habe kein Volk. Dabei ist das Volk der Philister mindestens ebenso alt wie das jüdische. Sie kamen in ein entwickeltes Land und behaupteten später alles selber aufgebaut zu haben, was natürlich auch einen rassistischen Unterton enthält, so als ob die Palästinenser nicht in der Lage wären etwas aufzubauen. Obwohl selber von den Nazis vertrieben, taten sie das dasselbe in zwei Kriegen, der Nakba und der Nachsa, der Urbevölkerung an. Wer blieb wurde Unterdrückt. Da alle Juden aus dem Ausland kamen wäre es die beste Lösung wenn sie wieder dorthin zurückkehren würden. Die meisten kamen aus der USA und der ehemaligen UDSSR und man sieht ihnen sofort an das sie nicht hier hingehören. Am schlimmsten sind die Siedler. Während arme Palästinenserkinder nach Wasser dürsten, schwimmen die in ihren privaten Swimmingpools. Dank ihrer zionistischen Ideologie haben sie auch keinerlei Skrupel im Westjordanland eine Apartheid einzurichten.
Darüber hinaus versucht man nun den Tempelberg zu erobern. Schon seit Jahren wird der Zugang zum Berg für g-ttesfürchtige Muslime, die dort beten wollen, von der Polizei immer wieder beschränkt. Nun haben die Siedler begonnen den Berg in grossen Besuchsgruppen systematisch zu überfluten. Jeder Muslim muß alles ihm Mögliche tun um dem Einhalt zu gebieten. Abgesehen von heimlichen archäologischen Grabungen unter dem Berg betreibt ein privater Verband Grabungen nebenan (Silwan) wobei nur die für Juden relevanten der 22 vorhandenen Schichten berücksichtigt werden.

Das westlich-linke Narrativ

Am Anfang war der Teilungsvorschlag. Die Juden stimmten schon damals zu und bekamen sofort ihren Staat von der UN. Nun wollen die Palästinenser ihren Teil und die frechen Juden, die inzwischen diesen Teil erobert haben, wollen ihn nicht mehr hergeben. UN Resolutionen die Israel zu einer Räumung auffordern (die haben ja schon ihren Staat bekommen) und die Unrechtmäßigkeit der Besiedelung beweisen, werden von Israel einfach ignoriert. Dabei ist ganz klar das nur eine 2-Staaten Lösung, die sich an der Grünen Linie orientiert, Frieden schaffen kann. Laut Artikel 49 der 4ten Genfer Konvention sind Siedlungen eindeutig Völkerrechtswidrig.
Da Israel der stärkere ist, muß es den ersten Schritt hin zu einem Frieden machen. Aber Israel kann sich ja alles erlauben da das Weltjudentum die USA in der Hand hat und diese schützt Israel in der UN mit ihrem Vetorecht.
Und so wird aus den einst vom Reich des Bösen unterdrückten und verfolgten, das Reich des Bösen von Heute, welches im Unterschied zu den Deutschen, nichts dazugelernt hat und daher skrupellos die armen Palästinenser unterdrücken kann. Diese haben natürlich keine andere Wahl als mit Terror und Feuerwerkskörpern aus dem Gazastreifen zu antworten. Obwohl 2005 geräumt, ist der Streifen ein riesiges Freiluftgefängnis für 2 Mill. Menschen. Von Mal zu Mal startet der jüdische Aggressor einen Krieg um Völkermord begehen zu können und so die Zahl der Palästinenser dort niedrigzuhalten.

Das Siedlernarrativ

Zum einen hat uns der Herr das ganze Land westlich des Jordans versprochen (und eigentlich auch östlich davon) und daher gehört es uns, zum anderen gibt es keinen Gesprächspartner. Daher ist das Westjordanland zu annektieren – ohne die Zonen A und B in der weicheren Version und völlig in der puristischen Version. Wer von den dortigen Arabern bereit ist zu kuschen, darf bleiben - vielleicht.
Derzeit tobt ein Krieg um das Land. Nicht mit Waffen sondern mit Tatsachen vor Ort. Wir bauen Siedlungen dort wo schon zu biblischen Zeiten jüdische Ortschaften existierten und die Palästinenser benutzen die Beduinen um östlich von Jerusalem eine Nord-Süd Achse zu schaffen und am Rand der Negev Wüste um Gaza mit dem Westjordanland zu verbinden.
Wenn wir das Westjordanland erstmal annektiert haben werden sich die da draußen entweder schon daran gewohnen, oder sie sind Antisemiten und daher sowieso in jedem Fall gegen uns.

Das israelische Narrativ

Am Anfang war eine abgelegene, heruntergekommene Provinz des Ottomanischen Reiches. Hier lebte eine kleine, verarmte jüdische Minderheit, dies aber zu allen Zeiten. Sie wurden auch zu allen Zeiten von Juden, die nicht im Land lebten, finanziell unterstützt. Das hat religiöse Gründe.
Mitte des 19ten Jahrhunderts wurden die Ottomanen von europäischen Mächten unterstützt und in der Folge zu einer Öffnung des Landes gezwungen. Pilger aus Europa fingen an das Land zu besuchen. Erste Schritte zum Aufbau einer modernen Infrastruktur wurden gemacht. Mit dem Aufkommen der zionistischen Idee, die aus den bleichen Gettojuden selbstständige Menschen machen wollte, kamen ab 1882 Juden nach Pogromen in Rumänien und Russland ins Land. Sie wurden von reichen Jüdischen Gönnern aus Westeuropa unterstützt die für sie den arabischen Großgrundbesitzern Ländereien abkauften.
Der Aufbauwille der Neueinwanderer verbesserte die Infrastruktur. Die Kindersterblichkeitsrate sank dramatisch und entstehende Arbeitsplätze zogen Araber aus den umliegenden Ländern an (etwa 100.000). Den Arabern bereitete der ständige Zustrom von Juden aus Europa Unbehagen, obwohl es nicht mehr als etwa 10.000 pro Jahr waren. In den zwanziger Jahren begann mit dem britischen Mandat, die Patenschaft eines fortschrittlichen Landes um dem rückständigen Gebiet auf die Beine zu helfen. Bestandteil des Mandates war auch die Schaffung einer Heimstatt für das jüdische Volk durch Besiedelung, dort wo es die Anderen nicht störte.
Während der gesamten Mandatszeit gab es Unruhen zwischen Arabern und Juden. Dies obwohl der Peel Kommission zufolge, die 1936 für einige Monate im Land weilte, die Araber von dem jüdischen Aufbau profitierten. Die Kommission kam zu dem Ergebnis das es gemeinsam nicht geht, also müsse, entsprechend der demografischen Verteilung, geteilt werden. Die Situation verschärfte sich als durch den zweiten Weltkrieg hunderttausende Juden ins Land kamen. Der Teilungsvorschlag, der auf den Erkenntnissen der Peel-Kommission basierte, kam auf den Tisch. Er wurde aber von der Arabischen Liga abgelehnt und so kam es 1948 zum Unabhängigkeitskrieg. In der Unabhängigkeitserklärung wurden die Araber im Land aufgefordert sich am Aufbau zu beteiligen. Die Arabische Liga hingegen forderte die arabischen Bewohner zur vorübergehenden Räumung auf damit man das zionistische Gebilde ungestört vernichten könne. Einige leisteten dem Aufruf Folge, andere flohen aus Angst. Es gab feindlich gesinnte Dörfer und solche mit denen man Stillhalteabkommen hatte.
1967 griff Israel Ägypten und Syrien an um ihnen zuvorzukommen. Es lief besser als erwartet und so wurden Gazastreifen, Westjordanland und die Golanhöhen erobert. Die eroberten Gebiete wurden nicht besiedelt um als Faustpfand für den Frieden dienen zu können. Nach dem fast verlorenen Yom-Kippur Krieg von 1973 und nachdem die Likud 1977 die Regierung stellte, änderte sich die Auffassung. Man setzte von nun ab auf Sicherheit durch Präsenz. Seither und bis Abschluss des Oslo Abkommens wurden Siedlungen gebaut. Der Bau von Siedlungen ist legal, da die Zone C im Westjordanland rechtlich gesehen noch nicht verteiltes Mandatsgebiet ist, dem Mandat zufolge die Besiedelung durch Juden legitim ist und es seit dem Niedergang des Ottomanischen Reiches keinen legalen Souverän in dem Gebiet gab.
Mit dem Abschluss des Osloer Abkommens von 1993/95 verwalten sich die Palästinenser selbst, wobei immer noch die aus Sicherheitsgründen notwendige Kontrolle ausgeübt werden kann. Darüber hinaus wurde der Gazastreifen 2005 geräumt.

Dienstag, 3. Mai 2016


Kolonialisten - im Ernst? (Ver. 2)

Das Narrativ der Palästinenser möchte es so darstellen als seien wir Juden nach der Zerstörung des zweiten Tempels (dessen Existenz sie in Frage stellen) um 70 n. Chr. durch die Römer aus dem Land vertrieben worden. Rund 1.800 Jahre später erinnerten wir uns dann an diese Geschichte und kamen auf die Idee ausgerechnet an diesem Ort eine Autonomie zu gründen. Und so kam 1882 die erste Einwanderungswelle aus Osteuropa. Doch was war davor? Nur rechtschaffende, bodenständige Palästinenser die nicht ahnten daß ihnen eine Zionistische Invasion bevorsteht? Schon in meinen Kindertagen erzählte mir meine Mutter daß trotz der Tempelzerstörungskatastrophe, nicht viele, aber doch ständig Juden in vier Städten im Land gelebt haben. Dies wurde im Zeitforum von einem Mitforisten "vom Tisch gewischt" woraufhin ich mich hilfesuchend an die Wikipedia wandte. Das Ergebnis:
Abraham verläßt das Land wegen einer Dürreperiode, kehrt aber zurück. Joseph verläßt das Land unfreiwillig, holt dann 70 Familienangehörige nach, aus denen nach 400 Jahren etwa 4,2 Millionen Menschen werden, die mit Moses ins Land zurückkehren.
Der Auszug aus Ägypten könnte im April 1335 v. Chr. gewesen sein, weil kurz vorher eine Sonnenfinsternis stattfand, was sich mit der einen von den 10 Plagen decken würde. Ankunft in Jericho wäre dann im Jahre 1295 v. Chr.
Rund 285 Jahre später, also 1010 v. Chr. soll König David sein Königreich mit Hauptstadt Jerusalem gegründet haben. Handfeste Beweise für all dies gibt es allerdings meines Wissens nicht.
Was natürlich nicht heißen soll daß es gar keine Beweise gibt. Der älteste konkrete Beweis für eine jüdische Präsenz im Lande findet sich in einem Tunnel in Jerusalem. Es ist der Hiskija-Tunnel mit einer Inschrift auf Alt-Hebräisch der den Namen des Initiators trägt. Dem amerikanischen Archäologen Edwin R. Thiele zufolge, der judäische König mit ebendiesem Namen, der dem Alten Testament zufolge etwa um 700 v. Chr. herrschte.
Aus derselben Zeit wurden Hebräische Siegel in Lachish gefunden. Sie verweisen auf einen jüdischen König von Hebron. Die Stadt war im Altertum ein wichtiges wirtschaftliches Zentrum, strategisch günstig gelegen mit dem Toten Meer im Osten, Jerusalem im Norden, Negev und Ägypten im Süden und die Küstenebene im Westen.
Aus der Zeit vor der Zerstörung des ersten Tempels (586 v. Chr.) finden sich auf dem Hügel gegenüber der Jerusalemer Altstadt, Gräber von Priestern des Tempels mit entsprechenden Inschriften. Auch eine Gruft mit einer Inschrift derzufolge dort ein Priester bestattet ist, der nach Babylon verschleppt wurde und dessen Leichnam hierher gebracht wurde um ihn an dieser Stelle zu beerdigen. Die Zerstörung des ersten Tempels und der Verschleppung der jüdischen Intelligensia durch die Perser bedeutete nach 424 Jahren das Aus für das jüdische Königreich. Um 379 v. Chr. erlaubte der persische Herrscher den Nachfahren die Rückkehr – 42.000 Juden sollen davon Gebrauch gemacht haben.
Abgesehen vom Tempelberg mangelt es in Jerusalem nicht an Ausgrabungen, so auch im ganzen Land und es ist kein Problem eine jüdische Präsenz bis zur Zerstörung des zweiten Tempels durch die Römer im Jahre 70 n. Chr. nachzuweisen. Und danach? Verschwanden wir Juden wirklich für 1.812 Jahre, bis zur ersten Einwanderungswelle 1882 ganz aus dem Land?

In Safed und Tiberias, beide in Galiläa und etwa 160 Km von Jerusalem entfernt, fanden die jüdischen Gelehrten nach der Zerstörung des zweiten Tempels Zuflucht. Die 35 Km. voneinander liegenden Städte entwickelten sich zu den wichtigsten Zentren jüdischen Lernens im Land. Daher finden sich auch kontinuierlich Belege für eine jüdische Präsenz in beiden Städten.
Safed findet schon im Jahr der Tempelzerstörung in den Berichten des jüdischen Historikers in römischen Diensten, Josephus, Erwähnung.
Im Jerusalemer Talmud aus dem 4 – 5ten Jhdt. n.Chr. wird die Stadt nochmals erwähnt.
Obwohl erst im Jahre 20 n. Chr. gegründet, wurde Tiberias nach der Vertreibung aller Juden aus Jerusalem um 135 n.Chr., in Folge des jüdischen Bar-Kochbah Aufstandes, mit dem benachbarten Sepphoris zu einem jüdisch-kulturellen Zentrum. Beide Städte konnten sich in ihrer Bedeutung für die jüdische Welt mit Babylon, Alexandria, Aleppo und dem Perserreich messen. Der Sanhedrin, der höchste jüdische Gerichtshof, kam im Jahre 150 n. Chr. in die Stadt. 13 Synagogen gab es hier im 2ten Jhdt..

Nachdem im Jahre 638 n. Chr., nach der Eroberung durch das islamische Kalifat, Juden wieder in Jerusalem wohnen durften, darunter auch 70 Familien aus Tiberias, begann etwa um 1000 n.Chr. eine Blütezeit die aber 1099 abrupt endete, als die Stadt durch die Kreuzritter erobert wurde und alle Nicht-Christen ermordet oder vertrieben wurden. Und wieder erlaubt ein muslimischer Eroberer, diesmal Sultan Saladin um 1187 den Juden nach Jerusalem zurückzukehren.
Auch in Hebron wurde zu Beginn der islamischen Ära (um 638 n. Chr.) den Juden erlaubt wieder in der Stadt zu wohnen und auch eine Synagoge dort zu errichten.
Geniza Dokumente aus dem 9ten Jhdt. n.Chr. Beschreiben eine Synagoge, neben dem Grab der Patri- und der Matriarchen mit einer organisierten jüdischen Gemeinde die sich um die Versorgung von jüdischen Pilgern und Kaufleuten kümmerte.
Geniza ist eine Sammlung von etwa 300.000 Dokumenten aller Art die in einer Synagoge in der Kairoer Altstadt gefunden wurden. Die ältesten sind aus dem Jahre 870 n. Chr bis zum 19 Jhdt. Dazu muss man wissen daß Schriftstücke auf denen der Name des Herrn geschrieben steht nicht vernichtet, sondern begraben werden. In diesem Fall wurden sie in eine halbverborgene Nische in einer Synagoge abgelegt, die sich langsam auffüllte bis ihr historischer Wert gegen Ende des 19 Jhdt. erkannt und die Dokumente zur Auswertung nach England gebracht wurden.
Laut Anton Kisa, einem deutschen Kunsthistoriker des späten 19 Jhdt.(Das Glas im Altertum), gründeten Juden aus Hebron schon im 9ten Jhdt. n.Chr. die bis heute dort ansässige Glasindustrie.

Das 8te Jhdt. n.Chr. war das goldene Zeitalter von Tiberias, sie galt als eine der tolerantesten, multikulturellen Städte im westlichen Asien. Vom 8ten bis zum 10ten Jhdt. war die Stadt ein Zentrum jüdischer Gelehrter. Bis zum 10 Jhdt. war dies die größte jüdische Stadt in Galiläa und ein wichtiges jüdisches Zentrum mit landesweiter Bedeutung. Zu Beginn des 12ten Jhdt. zählte die jüdische Gemeinde in Tiberias 50 Familien.
Ein französischer Rabbiner der Safed um 1210 besuchte berichtete von einer jüdischen Gemeinde mit etwa 50 Mitgliedern. Infolge seiner Berichte kamen 300 englische und französische Juden in das Land um sich dort anzusiedeln.
Rabbi Yechiel kommt 1258 von Paris ins Land und gründet eine Yeshiva in Akko. Auch der Ramban kommt aus Ägypten nach Akko.

1492 fand die spanische Inquisition statt. Sie brachte viele sephardische Juden in die ottomanischen Provinzen und so auch einen langsamen Zustrom in das Land.
1481 fand der jüdisch italienische Reisende Meshulam von Volterra 20 jüdische Familien in Hebron. Einige Kabbalisten/jüd. Mystiker ließen sich in der Stadt nieder. Um 1540 gründete Malkiel Ashkenazi, ein Rabbiner aus Saloniki, der sich mit Kabbala/Mystik befasste, eine Synagoge. Zu dieser Zeit lebten 8-10 jüdische Familien in der Stadt. 1659 gründete ein Abraham Pereyra aus Amsterdam in Hebron eine Yeshiva/Betschule die viele Schüler anzog.

1558 erhielt eine portugiesisch stämmige Marrano, Donna Gracia, die Gewähr zur Steuereintreibung in Tiberias und ihrer Umgebung durch Sultan Süleyman den Prächtigen. Sie erhielt die Genehmigung eine jüdische Autonomie einzurichten da sie die Stadt zu einer jüdischen Fluchtburg ausbauen wollte. 1561 wurde ihr Neffe, Josef Nasi, Fürst von Tiberias und lud Juden ein dorthin zu kommen. Mit einem Dekret des Sultans wurden die Stadtmauern erneuert und der Grundstein für die lokale Seidenherstellung gelegt indem Maulbeerbäume gepflanzt wurden und Fachleute vor Ort gebracht wurden.
Viele Rabbiner kamen mit ihren Gemeinden nach Safed. 1525-6 hatte die Stadt 232 jüdische Haushalte. Um 1553-4 waren es bereits 716 und 56 jüdische Junggesellen. Einer Aufstellung von 1584 zufolge gab es in der Stadt 32 Synagogen. Zu der Zeit war die Stadt ein Zentrum des jüdischen Mystizismus. Um 1625 schreibt Franciscus Quaresmius, ein italienischer Orientalist, daß die Stadt vornehmlich von Juden bewohnt war, die Synagogen und ihre eigenen Schulen unterhielten.
1660 wurden Safed und Tiberias von Drusen zerstört. Die Juden von Tiberias verließen daraufhin die Stadt. Zahir al-Umar (1720 – 42), Scheich und autonomer Herrscher in Nord-Palästina lud Juden ein sich wieder in der Stadt anzusiedeln. So auch den Rabbiner Chaim Abulafia aus Smyrna um die jüdische Gemeinde der Stadt wiederaufzubauen. 1780 siedelten polnische Juden in Tiberias. Als die Stadt 1837 von einem starken Erdbeben getroffen wurde starben 500 Juden. Fünf Jahre später hatte die Stadt bereits 3.900 Einwohner, ein Drittel davon Juden. 1850 gab es in Tiberias 3 sephardische Synagogen für 80 Familien und 100 aschkenasische (polnische und russische) Familien. 1901 hatte die Stadt 3.600 Einwohner, davon 2.000 Juden. 1912 waren es 6.500 Einwohner, davon 4.500 Juden.
Um 1776 und um 1781 kamen russische Juden nach Safed. 1809 und 1810 kamen litauische Juden in die Stadt.

Um 1700 wandert der Hassidische Rabbi Yehuda mit einer 1000 Köpfigen Gefolgschaft aus Polen ein. Sie siedeln sich in Jerusalem an.1836 erlaubte Ibrahim Pasha, der Gouverneur von Ägypten den Wiederaufbau von vier Synagogen in Jerusalem. 1845 erarbeitete der preussische Konsul in Jerusalem eine Aufstellung der Einwohner. Ihr zufolge hatte die Stadt 16.410 Einwohner, davon 7.120 Juden, 5.000 Moslems, 3.390 Christen, 800 türkische Soldaten und 100 Europäer.
1850 bestand die jüdische Bevölkerung Hebrons aus 45-60 Sephardischen Familien und 50 Ashkenasischen Familien aus Polen und Russland die 1823 eingewandert waren.
 
https://en.wikipedia.org/wiki/Cairo_Geniza
https://en.wikipedia.org/wiki/Jerusalem#Overview_of_Jerusalem.27s_historical_periods
https://de.wikipedia.org/wiki/Hiskija-Tunnel
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Safed
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Tiberias

Montag, 14. Juli 2014

Gaza Karussell

  
Wenn mal wieder Raketen im Gazastreifen abgefeuert werden lässt der Iron Dome zwar praktisch nichts durch, aber bei jedem Alarm muß man doch sicherheitshalber in den nächstgelegenen Schutzraum. Man geht dann für 10 min. in den Schutzraum und schließt die Tür. Der Raum ist so geplant daß man geschützt ist sogar wenn eine Rakete ins Haus einschlägt, in unserem Fall fungiert er als Arbeitsraum. Ansonsten geht der Alltag, abgesehen von der Freizeitgestaltung, seinen gewohnten Gang. Hätte ich Angst würde ich es natürlich niemals zugeben denn genau daß will ja die Hamas, eigendlich bin ich aber eher stolz auf unseren Iron Dome.
 
Schaut man in die Medien um zu verstehen was vor sich geht, tragen die Bilder eher zur Verwirrung als zum Verständnis bei. Da heißt es einerseits daß die Hamas ganz Israel mit ihren Raketen beschießt, aber andererseits sieht man nur die Zerstörungen im Gazastreifen und die zahlreichen Toten und Verletzten dort. Genau daß ist das Ziel der Hamas. Netanjahu hat das wesentliche einst in einem Satz zusammengefasst: Israel schützt seine Zivilisten mit Raketen, Hamas schützt seine Raketen mit Zivilisten.
Den Israelischen Medien zufolge gibt es im Gazastreifen mehrere tausende Raketen die unter öffentlichen Gebäuden gelagert sind. Hamas und der Islamische Jihad schießen diese Raketen auf Israel, die jetzt das ganze Land abdecken können. Israel kann natürlich nicht tatenlos zusehen daß seine Bürger gefährdet werden, auch wenn der Iron Dome den Eindruck erweckt es würden lediglich Feuerwerkskörper abgeschossen. Hamas hat einige hundert M-75 Raketen. Dies ist eine Eigenentwicklung, die Zahl gibt die Reichweite an - also bis nach Tel Aviv und Jerusalem. Desweiteren hat man versucht mit Hilfe von langen Tunnels und mit Froschmännern vom Meer aus Israelis zu entführen, wie schon 2006 mit Gilad Shalit geschehen. Die Tunnels wurden entdeckt und gesprengt, die Froschmänner liquidiert.
Die IDF ist klug genug um zu wissen daß zu viele tote Palästinenser unser ohnehin angeschlagenes Image noch weiter verschlechtern würden. Daher wird versucht möglichst gezielt vorzugehen. Als Gegenmaßnahme bombardiert die israelische Luftwaffe die Stellen von denen die Raketen abgeschossen wurden, vermutete Lagerstätten von Raketen und Wohnhäuser von Hamas und Islamischer Jihad Aktivisten. In allen Fällen werden die Bewohner vorher per SMS aufgefordert das Gebäude zu verlassen und/oder es wird eine Rakete ohne Sprengkopf auf das Dach gefeuert. Die Aktivisten sitzen ohnehin in Bunkern die tief in den Sand gegraben sind. Man hört auch von den Pannen wenn das falsche Haus bombardiert wurde oder ein Heim für Geistig Behinderte die nicht in der Lage waren den Spielregeln entsprechend zu handeln.
 
Was sich abspielt ist ein Asymmetrischer Krieg. Eine ordentliche, gut ausgerüstete Armee geht gegen eine Terrororganisation vor. Letztere hat nur Offensivwaffen, nicht etwa weil die Mittel nicht reichen - wie sich gerade zeigt mangelt es nicht an Raketen -, sondern weil Zivilopfer Teil der Strategie sind. Und so werden Raketen in öffentlichen Gebäuden gelagert und von ihnen aus abgeschossen. Laut Kriegsrecht können Gebäude in denen Waffen lagern angegriffen und zerstört werden. Aber mit Bildern der Opfer lässt sich die Weltmeinung vorzüglich gegen Israel lenken. Wie sehr diese Taktik nicht mal im Interesse der Zivilbevölkerung in Gaza ist zeigt folgende Aussage: laut Militärkorrespondentin bei Reshet Bet - Israels populärstem Radiosender, treffen von all den hunderten abgeschossenen Raketen nur 2% wirklich etwas. Um 88% kümmert sich unser Iron Dome (der jetzt nochmehr Kaufinteressenten finden wird). Und die übrigen 10% der Raketen? Die fallen in den Gazastreifen - also mehr als auf Israel.
 
Die Hamas hat im Moment einen schweren Stand weil sie keine Unterstützung mehr aus Syrien und aus Ägypten mehr bekommt. Die ersteren bekämpfen jetzt Sunniten im eigenen Land und bei den letzteren sind die Moslembrüder nicht mehr an der Macht. Militärische Erfolge gegen Israel könnten das angeschlagene Image aufpolieren und so neue Finanzierungsquellen erschließen. Dazu muß man wissen daß die Hamas nicht nur eine Terrororganisation ist sondern wegen dem religiösen Hintergrund sich auch um Wohlfahrt kümmert. Ja, auch den Moslems ist Barmherzigkeit und Fürsorge ein Begriff. Hamas ist also auch Arbeitsamt, Krankenhaus, Kindergarten, Rentenversicherung... Die Frage ist allerdings ob die Religion und die daraus folgende Fürsorge echt ist oder ob sie nur benutzt wird um Anhänger um sich zu scharen. Die Hamas hat die Wahlen im Januar 2006 nicht nur gewonnen weil Palästinenser im Gazastreifen angriffslustiger sind als im Westjordanland, sondern weil die Beamten der PA von Abbas wohl ziemlich korrupt waren. Korrupt bedeutet hier aber nicht unbedingt daß jemand aus niederen Beweggründen in die eigene Tasche arbeitet. Da die Familienbande wesentlich weiter reichen als in Europa üblich, kann sich so mancher veranlasst sehen seine eigenen Leute zu bevorzugen. Im Juni 2007 brachte die Hamas den Gazastreifen dann gewaltsam unter ihre Kontrolle, mit ihrer Legitimität ist es also nicht so weit her.
 
Mit seinen Militäroperationen möchte Israel die Hamas derart schwächen daß sie sich davon nicht mehr erholt, auch soll eine ausreichende Abschreckung erzielt werden damit eine erneut vereinbarte Waffenruhe auch lange genug anhält. Stoppt man zu früh - die Hamas würde ihr Waffenarsenal wieder auffüllen und in ein paar Monaten wären wir wieder am Anfangspunkt. Wie gesagt, je mehr Zerstörung und Zivilopfer auf palästinensischer Seite zu beklagen sind desdo schlechter steht Israel vor der Weltöffentlichkeit da und desdo besser für die Hamas. Israelischen Medien zufolge sind ein Teil der veröffentlichten Bilder garnicht aus dem Gazastreifen sondern aus Syrien und aus dem Irak. Die Vermittlerrolle hat mittlerweile Ägypten übernommen.
 
Wäre es möglich eine konkurrierende Wohlfahrt zur Hamas einzurichten hätte man eine Chance die Hamas bis zur Bedeutungslosigkeit zu schwächen und so die Lage dauerhaft zu beruhigen. Man kann aber nicht von Israel verlangen sich um das Wohlergehen von 2 Millionen Gazastreiflern zu kümmern. UN Soldaten vielleicht, von irgendwoher, die die lokalen Eigenheiten nicht kennen und sich zurückziehen sobald es brenzlig wird, wie z.B. die aus Fiji und Österreich die die Grenze zwischen Israel und Syrien geräumt haben als es ungemütlich wurde? Nein danke. Für realistisch halte ich (unter Missachtung demokratischer Spielregeln) die Verwaltung durch die PA unter dem wachsamen Auge der Ägypter. Beides Araber, beide mögen die Islamisten nicht, beide haben gezeigt daß sie Abmachungen länger als eineinhalb Jahre einhalten können. Verantwortungsbewusste Araber die andere Araber dazu anhalten vernünftig zu handeln.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Zum Thema Apartheid


Gerne wird in jüngster Zeit im verbalen Schlagabtausch zum Israelisch-Palästinensischen Konflikt die Apartheidskeule gezückt, wohl um Israel als kolonialistisch-rassistisches Projekt darzustellen. Es zeugt aber lediglich von der böswilligen Absicht die jüdische Präsenz im Land zu delegitimieren, gepaart mit Unwissen.
Zum Kolonialismus: Kolonialisten kaufen keine Ländereien, Kolonialisten bauen nicht auf sondern beuten aus, Kolonialisten würden nie behaupten daß dies ihr einziges Land ist und Kolonialisten können auch nicht auf eine Religiöse Bindung zum Land (Klagemauer, Grab der Patri- und Matriarchen in Hebron) verweisen.
Im Unterschied zu den Buren in Südafrika und Kolonien überhaupt gab es in Safed, Tiberias, Jerusalem und Hebron immer Jüdische Gemeinden.
Hebron weil sich dort die Gräber der Vorväter und Vormütter befinden und Jerusalem nicht nur wegen der Klagemauer sondern auch weil sich am Abhang des Ölberges der bedeutendste und sehr große jüdische Friedhof befindet. Die Siedlungen in der Westbank befinden sich meist nicht irgendwo sondern dort wo sich Gräber bedeutender Vorväter befinden. Ithamar in Samaria heißt so weil im daneben liegenden Palästinensischen Dorf Awarta der Überlieferung zufolge das Grab von Ithamar ben Aharon haCohen, Sohn Aharons (der im Alten Testament) befinden soll.
Seit Ende des 19ten Jahrhunderts kam infolge von Pogromen in Osteuropa jüdisches Kapital für einen Aufbau ins Land. Die im Land lebenden Araber haben davon profitiert. Siehe dazu den Peel Commission Report – Engländer die das Land 1937 inspiziert haben und deren Erkenntnisse immer noch treffend sind. Quelle:
http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/History/peel1.html  Kapitel 5, vierter Absatz.
Was den Rassismusvorwurf angeht lohnt es sich in den dritten Teil der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel reinzuschauen:
"Der Staat Israel wird der jüdischen Einwanderung und der Sammlung der Juden im Exil offenstehen. Er wird sich der Entwicklung des Landes zum Wohle aller seiner Bewohner widmen. Er wird auf Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden im Sinne der Visionen der Propheten Israels gestützt sein. Er wird all seinen Bürgern ohne Unterschied von Religion, Rasse und Geschlecht, soziale und politische Gleichberechtigung verbürgen. Er wird Glaubens- und Gewissensfreiheit, Freiheit der Sprache, Erziehung und Kultur gewährleisten, die Heiligen Stätten unter seinen Schutz nehmen und den Grundsätzen der Charta der Vereinten Nationen treu bleiben."
"Wir wenden uns – selbst inmitten mörderischer Angriffe, denen wir seit Monaten ausgesetzt sind – an die in Israel lebenden Araber mit dem Aufrufe, den Frieden zu wahren und sich aufgrund voller bürgerlicher Gleichberechtigung und entsprechender Vertretung in allen provisorischen und permanenten Organen des Staates an seinem Aufbau zu beteiligen."
"Wir reichen allen unseren Nachbarstaaten und ihren Völkern die Hand zum Frieden und zu guter Nachbarschaft und rufen zur Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe mit dem selbständigen jüdischen Volk in seiner Heimat auf."
Ein Sammelpunkt für die eigenen Leute der aber den bereits im Land befindlichen anderen Gleichberechtigung gewähren will ist nicht gerade ein Kennzeichen von Rassismus. Die Realisierung wirft freilich Probleme auf, die aber eher im Verhältnis von Mehrheiten zu Minderheiten zu suchen sind - so wie oft anderswo auch.
Zur Apartheid:
Südafrika hat mit einer Fläche von 1,219,090 QKm und einer Bevölkerung von über 48 Millionen eine Dichte von 40 Menschen pro QKm. Israel und das Westjordanland haben zusammen eine Fläche von 26,630 QKm und eine Bevölkerung von über 10 Millionen. Damit kommt man auf eine Dichte von 390 Menschen pro QKm. Würde man obendrein noch die knapp 6 Millionen Enkel der Vertriebenem Palästinenser aus der Diaspora zurückkehren lassen käme man sogar auf 610 Menschen pro QKm. Wenn man berücksichtigt daß 60% Israels Negevwüste sind in der nur 10% der Bevölkerung leben, können es sogar auf 678 Menschen pro QKm werden.
Auf einer Fläche die knapp 46 mal kleiner ist als die von Südafrika soll also Sicherheit, Ruhe und Ordnung in einem 10 bis 17 mal dichter besiedelten Gebiet sichergestellt werden.
Man kann sich über die den Palästinensern auferlegten Restriktionen streiten, nicht aber darüber daß der Mangel an Fläche besondere Anforderungen stellt die mit der Situation im Südafrika der jüngeren Vergangenheit nicht vergleichbar sind.
In diesem Beitrag in der Wikipedia wird das Thema ausgebreitet und vertieft: http://en.wikipedia.org/wiki/Israel_and_the_apartheid_analogy
Der wesentliche Unterschied zwischen Weißen die sich in Südafrika ansiedeln und Juden die von überallher nach Israel kommen liegt tiefer - in der Intention. Während erstere ein besseres Leben an einem Ort suchten der dazu Gelegenheit bot, waren die Zionisten die ins Land kamen um es zu verändern auch bestrebt sich selber zu verändern. Es war nicht nur die Schaffung einer Heimstatt für das Jüdische Volk, sondern auch die Schaffung eines neuen Menschen. Aus dem bleichen Ghettojuden der ein armseliges Handwerk ausübt, der vom Wohlwollen seiner Umgebung, seiner Gastgeber abhängig ist sollte ein selbstständiger, unabhängiger Mensch werden der sein Schicksal selbst in die Hand nimmt indem er etwas aufbaut.