Dienstag, 24. Juni 2025

 

Alltag während des 12-tage Kriegs mit dem Iran 

Ein Schulfreund aus den USA hat mich gefragt wie ich mit der ständigen Bedrohung zurechtkomme.

Wir haben eine sehr gute Früherkennung mit Satelliten und Drohnen über dem Iran. Sobald sich auch nur eine ballistische Rakete von dort aus auf den Weg macht, gibt mein Smartfon laute von sich. Dann hat man 10 min. Zeit sich dem Sicherheitsraum oder dem nächsten Bunker zu nähern. Dazu kommt eine sehr gute Luftabwehr, Stichwort Iron Dome. Den Nachschub an Raketen bekommen wir offensichtlich von den USA. Von 10 bis 20 iranischen Raketen kommt durchschnittlich nur eine durch. Auch weil ein Teil davon von der US Army mit dem THAAD System abgefangen wird. Die Iraner haben auch genauere Raketen, aber bei der Abfangquote lohnt es sich nicht für sie die zu verwenden. Im Prinzip bekamen wir eine starke US Rückendeckung, schon vor dem Einsatz der B2 Bomber mit den Bunkerbusters. 

Wegen Korona wurde die Arbeit von zu Hause ausgebaut und so konnten meine Frau und Tochter einfach weiterarbeiten ohne über eine Stunde zur Arbeit fahren zu müssen. Nicht ganz so effizient, aber daß man trotzdem weitermachen kann ist ein wichtiger Aspekt. 

Wenn die Luftabwehr "sieht" daß eine Rakete in unserer Gegend einschlagen könnte, heulen etwa zwei Minuten vorher die Sirenen. Wir gehen dann in das Zimmer der jüngeren Tochter, schalten das Radio ein hören was los ist und warten auf die Entwarnung. Die kommt meistens nach so 20 Minuten. Ein Cousin von mir wohnt in Tel Aviv in einem älteren Haus im 4ten Stock. Das ist schon wesentlich unangenehmer. Zum Einen kamen die Raketen zu jeder Tages- und Nachtzeit und da er in einem älteren Haus wohnt gibt es dort keine Sicherheitsräume in jeder Wohnung, sondern nur einen Bunker im Keller für alle Hausbewohner. Dazu kommt daß es in seiner Gegend wesentlich mehr Raketenalarme gab, etwa 3 pro Tag ihmzufolge. Manche übernachten dann einfach in diesem Bunker um nicht mitten in der Nacht runterrennen zu müssen und dann die Nachbarn zu treffen, während man im Pyjama ist.

Anfangs fiel es etwas schwer sich an den Zustand zu gewöhnen. Radio oder Fernseher waren anfangs ständig eingeschaltet um nichts zu verpassen. Da man es auch soweit möglich vermeidet nach draußen zu gehen, bekommt man mit der Zeit eine Art Hüttenkoller. Das Mittel dagegen: Risiko eingehen und trotzdem mal einen kurzen Spaziergang machen. Natürlich machen wir auch ein risk assessment. Anzahl der Alarme in den 12 Tagen hier: 5, Anzahl der Einschläge: 0. Meine Erklärung dafür ist die location: wir sind kaum 10 Km Luftlinie vom jerusalemer Tempelberg entfernt und die iranischen Raketen sind ungenau. Der Tempelberg ist zwar kein heiliger Ort für die Schiiten, aber die wollen die sunnitischen Nachbarn sicher nicht verärgern.

Nachdem Mr.President beschlossen hat daß ab Heute Waffenstillstand ist, kehren wir ab morgen zum Alltag zurück. Meine beiden Frauen werden wieder um 5 Uhr morgens aufstehen um zeitig mit dem Bus zur Arbeit zu fahren und alle Schulen werden wieder geöffnet sein. 

Von Kriegsroutine zurück zur Alltagsroutine in nur einem Tag.

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