Der Fastenmonat Ramadan ist immer eine etwas unruhigere Zeit weil den Tag über Fasten nicht einfach ist und so oft die weniger guten Gefühle hochkommen. Dieses Jahr gab es kurz davor einige Fälle von inszenierten Angriffen Ost- Jerusalemer Jugendlicher auf orthodoxe Jugendliche die, mit stolzgeschwellten Kommentaren auf soziale Netzwerke hochgeladen wurden.
Während
des Ramadan hocken Ost-Jerusalemer Jugendliche gerne auf den Treppen
des Vorplatzes vor dem Damaskustor. Dieses Jahr wollte die Polizei
dies unterbinden damit der Fussgängerverkehr zum Tempelberg nicht
gestört wird, denn dieses Tor ist der Hauptzugang vom neuen
arabischen Stadtzentrum zum "Berg".
So fingen die
Unruhen an.
Um die Eskalation zu verstehen muß man erstmal auf die Kalender schauen. Nicht auf den Gregorianischen, sondern auf die Muslimischen und Jüdischen.
7.5. letztes Freitagsgebet im Ramadan, 10.5. Jerusalemtag, an dem Israelis der Befreiung der Stadt im 6-tage Krieg vor genau 54 Jahren gedachten. Feiern tun meist Nationalreligiöse mit einer Flaggenparade die durch die Altstadt zur Klagemauer führt. Auf den selben Tag fiel dieses Jahr auch der Laylat al-Qadr des Ramadan. 12.5. Eid al-Fitr markiert das Ende des Fastenmonats. 14.5. AlQuds Tag, dasselbe wie der Jerusalem Tag, nur unter umgekehrtem Vorzeichen: der Fall der Stadt in die Hände der Ungläubigen. Eine Erfindung der Iraner um ihre Solidarität mit den Palästinensern auszudrücken. 15.5. Nakba Tag, das Gegenstück zum israelischen Unabhängigkeitstag an dem der 710.000 vertriebenen Palästinenser vor 73 Jahren gedacht wird.
Diese unselige Kombination von Gedenktagen stellt die Vorgänge in den notwendigen Zusammenhang.
Einen Tag vor dem Jerusalemtag stürmte die israelische Polizei die Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg. Brutale Provokation des zionistischen Besatzers? Bei begründetem Verdacht (der Berg ist Kameraüberwacht) rückt die Polizei an. Ihrzufolge hatten Ost-Jerusalemer Jugendliche Steine und andere Wurfgeschosse auf dem Tempelberg gelagert. Am folgenden Tag sollte die Flaggenparade am Damaskustor durch das muslimische Viertel der Altstadt bis zum Vorplatz der Klagemauer führen. Diese ist eine der Böschungsmauern des Tempelbergs. Auf der Seite des Bergs steht lediglich ein eingeschossiger Bau - kein Problem also von dort Steine zu werfen die dann die auf dem Platz versammelten Menschen gefährden würden.
Siehe auch den Blogbeitrag von Jan. 2018 "Bemerkungen zum Tempelberg (Ver.2.0)"
Wie es scheint ist die Darstellung dieser Zusammenhänge den Nachrichtenagenturen anscheinend unwichtig und daher kann die palästinensische Seite dann ungeniert behaupten der Tempelberg und die Al-Aqsa Moschee wären in Gefahr. Was die Angelegenheit dann auch Medienwirksam dramatisiert.
Hinzu
kam auf palästinensischer Seite noch der Frust wegen der abgesagten
Parlamentswahlen und es kann auch sein das jemand meinte die
Regierungsbildung auf israelischer Seite würde das Land
schwächen.
Genug Gründe um die Raketen und die zahlreichen
Spreng- und Brandballons aus dem Gazastreifen zu erklären und es
kommt noch einer dazu.
Recht und Räumung
Gleichzeitig
steht die Räumung
von vier Familien im zwei Straßenbahnhaltestellen davon entfernten
arabischen Stadtteil Scheich Jarrach an. Dies infolge eines
Rechtsstreits, denn die Gebäude gehören jüdischen Eigentümern -
es ist aber, wie so vieles bei diesem Konflikt, etwas komplexer.
1875
kaufte eine jüdische Stiftung diese Liegenschaften. Vor allem Juden
aus dem Jemen zogen ein - bis sie 1948 durch die jordanische Armee
vertrieben oder getötet wurden. Fortan bewohnten Araber die Häuser.
Die
jetzigen Bewohner sind Araber die 1948 von Haifa und Jaffa geflohen
waren. Die Jordanier boten ihnen an die Häuser auf ihre Namen zu
registrieren – der Vorgang wurde jedoch von den jordanischen
Behörden nicht zu Ende geführt. Bis in die frühen 1990er-Jahre
zahlten sie den jüdischen Eigentümern auch Miete. Dann untersagten
die palästinensischen Behörden die Mietzahlungen, da dies einer
Anerkennung der Eigentümerschaft gleichkommt. Vor einigen Jahren
wurden die Eigentumsrechte von einer Siedlernahen Organisation
aufgekauft. Sie möchte dort Juden ansiedeln, denn die Häuser
befinden sich in der Nähe des Grabes von Simon dem Gerechten (Ha
Zadik, ca. 300 v. Chr.), einem jüdischen Hohepriester.
Der Rechtsstreit zieht sich schon Jahre hin. Das Jerusalemer Bezirksgericht, vor dem verhandelt wurde, forderte die Seiten zu einem Vergleich auf. Die Palästinenser sollten bis zur Klärung der Rechtslage wieder Miete zahlen und auf ihre Ansprüche verzichten, wozu sie aber nicht bereit waren. Nun soll der Fall demnächst vor dem Obersten Israelischen Gerichtshof verhandelt werden.
Quellen:
https://www.jpost.com/middle-east/court-to-hear-today-if-sheikh-jarrah-compromise-reached-667307
Da es die Palästinenserbehörde ist die die Mietzahlungen untersagt, würde ich den Betrag von den Geldern abziehen die Israel an ebenjene PA überweist. So könnten die arabischen Familien weiter dort wohnen, ohne durch ideologische Siedler ersetzt zu werden, die nur für Unruhe sorgen.
Genauso umgekehrt. Vermischung halte ich in dem Fall für ein sicheres Rezept für Ärger.
Den freien Zugang zu religiösen Stätten halte ich für wichtig, und darunter fällt nicht nur der freie Zugang von Moslems zum Tempelberg sondern auch der Zugang zu einem Grab das sich schon vor dem Bau dieses Stadtteils dort befand. Ich glaube aber nicht das ein paar ideologische Siedler für seine Sicherung besser geeignet sind als ein paar zufriedene arabische Cafebesitzer in seiner Nähe und eine Polizei die bei Bedarf für Ordnung sorgt.
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