Samstag, 14. Oktober 2023
Zum Massaker
Gegebenheiten vor Ort
Auf der Ostseite stellt ein Stacheldrahtzaun die Absperrung zum Gazastreifen dar, hinter ihm sind an mehreren Stellen Sandhügel aufgeschüttet auf und hinter denen Soldaten bei Bedarf Stellung beziehen können. Auf der Nordseite zieht sich eine 5m. hohe Mauer aus Betonfertigteilen bis zur Küste hin. Darunter befindet sich über die ganze Länge eine unterirdische Absperranlage in die Milliarden investiert wurden damit keine Offensivtunnels mehr vom Gazastreifen aus gegraben werden können. An der Küste reicht eine Mole weit ins Meer die mit einem Stacheldrahtzaun bewehrt ist. Vor der Küste patroullieren Schnellboote in einiger Entfernung. Der gesamte Streifen wird ständig durch Drohnen aus der Luft überwacht. Auf der israelischen Seite findet sich eine Kleinstadt und 25 Ortschaften und Kibbuzim entlang der 59 Km. langen Grenze mit dem Gazastreifen.
Zeitpunkt
Der Samstag nach dem einwöchigen Laubhüttenfest. Es ist eine Art Erntedankfest und an diesem Samstag wird die Lesung des letzten Wochenabschnittes des Alten Testaments gefeiert. Familen nutzen die Gelegenheit um sich zu treffen. Am Vorabend fanden mehrere Freiluft Dance Veranstaltungen mit mehreren tausend Teilnehmern in der ländlichen Umgebung statt.
Mit über 30 Ministern die nur zur Schaffung der Koalition und nicht nach ihrer Kompetenz ausgewählt wurden, ist Israel geschwächt. Justitzminister Yariv Levin war mit der “Justitzreform” befasst, die Orthodoxen/Haredim damit möglichst viele Gelder den eigenen Institutionen zukommen zu lassen und Smotrich tat dasselbe für seine nationalreligiösen Wähler hier im WestJordanLand.
Was ist passiert?
Um 6 Uhr morgens wurde die Absperrung gesprengt und von etwa 1500 bewaffneten Hamas Leuten durchdrungen. Sie kamen auf Pick-Ups mit aufmontiertem Sturmgewehr, mit Motorrädern und mit motorisierten Flugdrachen. Die unterbesetzten Militärposten in der Nähe waren schnell ausgeschaltet. Offensichtlich wussten die Angreifer von wenigstens einer Freiluftveranstaltung, weil ein Teil von ihnen die zu der Zeit schlafenden Teilnehmer angriff. Sie verteilten sich auf die Ortschaften und richteten dort ein Blutbad an. Wer von den Bewohnern nicht schon draussen erschossen wurde und es in seinen Sicherheitsraum schaffte und obendrein die Stahltür zuhalten konnte, wurde von den Terroristen ausgeräuchert. Reifen wurden von Autos abmontiert, angezündet und in die Wohneinheiten reingerollt.
Alle Neubauten in Israel seit dem Irak-Krieg von 1991 haben einen Sicherheitsraum aus Betonwänden mit einer Stahltür und einem Fenster mit einem eisernen Fensterladen. Schützt nicht unbedingt vor einem Volltreffer, aber vor den herumfliegenden Splittern.
Ausser den Bewaffneten kamen noch etwa 1000 “Glücksritter” die Plünderten und Geiseln nahmen. Die Schätzungen liegen zwischen 100 – 120. Die Hamas behauptet selbst keine genaue Kenntniss von Anzahl und Identität der Verschleppten zu haben. Ich kann mir vorstellen dass sie ein Kopfgeld auf jeden Entführten gesetzt haben.
1500 der Eindringlinge wurden liquidiert, der größte Teil des Rests kehrte zum Gazastreifen zurück. Um die 50 werden noch in Israel vermutet. Sie verstecken sich um zu einem für sie günstigen Zeitpunkt weitere Attentate zu verüben.
Zum Teil wurde das Massaker von den Terroristen gefilmt und wenn die Handys der ermordeten zur Hand waren wurden diese Clips den Angehörigen geschickt. Auch wurden Telefonnummern der Angehörigen wurden im Internet veröffentlicht woraufhin diese Anrufe mit Schmähungen aus der arabischen Welt erhielten. Es soll auch Fälle gegeben haben wo Kreditkarten von Verschleppten und Ermordeten benutzt wurden um deren Konten zu leeren.
Es fällt mir schwer zu glauben dass die Hamas eine solch perfide, bis ins letzte Detail durchgeplante Aktion, selber ausdenken könnte. Ich vermute dass iranische Hirne beteiligt waren.
In den letzten Tagen versuchen militante Palästinenser vom Libanon aus über die Grenze einzudringen. Wegen dem hügeligen Terrain ist diese, 81 Km. lange Grenze, schwerer zu bewachen als die 59 Km. mit dem Gazastreifen. Ohne Genehmigung der Hisbollah geht da nichts und sie selber haben auch schon die Verantwortung für den Abschuss von Granaten übernommen. Derzeit ist die Lage auf Scharmützelniveau, aber es heizt sich auch dort auf. Wir hoffen das der amerikanische Flugzeugträger, der ins östliche Mittelmeer verlegt wurde, diese Organisation und ihre Hintermänner genug abschreckt.
Stimmung
In den Medien, die seit dem bekanntwerden des Massakers nur Nachrichten senden, hört man von den ständig steigenden Opferzahlen und fragt sich wie so etwas passieren konnte. Sie haben sich bei 3400 Verletzten und 1300 Ermordeten und etwa 120 Verschleppten konsolidiert. Zweifelsohne mehr als eine gewaltige Schlappe der IDF. Hat sich wegen dem Feiertag, obendrein an einem Samstag, einer auf den anderen verlassen? Waren zu wenige Soldaten dort stationiert weil zu viele im WJL gebraucht wurden um Siedler von Palästinensern fernzuhalten? Die Verantwortlichen sagen: lasst uns erstmal diesen Krieg gewinnen und dann nachprüfen. Zweifelsohne hat das Vertrauen in die Regierung und Militärführung Schaden genommen.
Ausser den allabendlichen Worthülsen Netanjahus im Fernsehen, sieht man nicht viel von der Regierung.
Von den Sozialdiensten merkt man, wegen der schon von Kishon beschriebenen Bürokratie, kaum etwas (eine Hilfslieferung von schusssicheren Schutzwesten aus den USA wurde vom Zoll nicht freigegeben). Das Vakuum wurde sehr schnell von Privatinitiativen ausgefüllt. Darin sind wir Israelis wirklich gut. Privatleute haben brennende Autos neben ihrem Haus gelöscht und High-Tech Firmen haben ihre technische Infrastruktur zur Verfügung gestellt, um ein Netzwerk aufzubauen, mit dem die Vermissten und Verschleppten identifiziert werden sollen (u.A. Auswertung von Videoclips mit Gesichtserkennung). Hotels nehmen die aus dem Süden evakuierten auf, wo sie Kleider und Sachspenden von Privatleuten erwarten. Auch die 320.000 eingezogenen Reservisten werden durch Privatinitiativen mitversorgt. Es scheint als wurde die Spaltung im Land innerhalb von Stunden beiseite gelegt um "das Haus zu verteidigen".
Ethik, Vergeltung oder Abschreckung
Seit der Machtergreifung der Hamas 2007 wurden immer mal wieder Angriffe gegen spezifische Einrichtungen der Terrororganisationen geflogen, es wurde Rasenmähen genannt weil man sich bewusst war dass die Zerstörungen repariert würden und man den Gegner eigentlich nur störte, aber nicht niederrang. Diesmal will man gründlicher vorgehen.
Derzeit wird der Gazastreifen wieder von der Luft aus bombardiert. Die IDF (Israeli Defence Forces) plant den gesamten Nordteil des Gazastreifens nach einer Bodenoffensive zu planieren. Dies weil sich dort die meisten Hamas Installationen befinden. Die etwa 1 Mill. Bewohner wurden aufgefordert das Gebiet zu verlassen. Ein Fluchtkorridor soll für sie freigehalten werden, ein Bereich, der von Vormittags bis Nachmittags von der Luftwaffe nicht bombardiert werden wird. Wer das Gebiet nicht verlassen hat riskiert liquidiert zu werden. Wie zu erwarten versucht die Hamas einen solchen Vorgang mit Drohungen zu verhindern.
Ich habe nachgeschaut was das Alte Testament zu der Problematik sagt. Im 5ten Buch, Kapitel 20 bin ich fündig geworden. Ab Vers 10 geht es um dass Verhältnis zu Städten des Feindes.
Solidaritätsdemos für Palästina, blinder Hass statt Objektivität
Eigentlich wäre zu erwarten das die Unterstützer der palästinensischen Sache nach den schlimmen Bildern des Massakers innehalten und die Vorgänge verurteilen. Sagen dass die Hamas hier zu weit gegangen ist und der palästinensischen Sache nur geschadet hat. Stattdessen, noch bevor die Bodenoffensive im Gazastreifen begonnen hat, finden Demos statt auf denen Israel verurteilt wird. Hamas ist der Verursacher und eigentliche Feind der Gazastreifler, aber dass ficht die Demonstranten offenbar nicht an.
Da wird ein Hass auf Israel offen ausgelebt, kaum verbrämt durch ein bequemes zurückziehen auf die palästinensische Opferrolle. Aber was tun die Palästinenser, um den verheerenden Terror von Hamas und Co zu beenden und endlich endlich dem Frieden eine Chance zu geben?
Perspektive für die Palästinenser um die Gewaltspirale zu beenden
Seit der vorigen Bennett-Regierung wurden Gazastreifler wieder zum arbeiten nach Israel gelassen. Es waren 17.000 und die Quote sollte auf 20.000 erweitert werden, nicht viel, aber immerhin ist man hier ein Risiko eingegangen um eine Art Hilfe zur Selbsthilfe zu schaffen.
Jede, wie auch immer geartete Lösung, müsste Anfangs mit vielen Sicherungen aufgebaut sein, die man dann, wenn es lange Ruhig ist, langsam zurücknehmen könnte - denke ich.
Auswirkung auf uns
Seit dem bekanntwerden des Massakers ist der Fernseher bei uns ständig eingeschaltet.